Sommertheater um Zukunft der „FTD“

Ausgerechnet „Bild“ sorgt sich um das rosa Blatt. Und immer noch fehlt ein echtes Dementi der Ausstiegspläne

BERLIN taz ■ In die Debatte über die unter Umständen ungewisse Zukunft der Financial Times Deutschland (taz vom 18. 7.) hat sich am Wochenende eine ungewöhnliche Stimme gemischt: Die Bild-Zeitung. „Wie viel Millionen kostet Financial Times noch?“ titelte die Hamburger Ausgabe von Springers Massenblatt: „Die Zeitung ist zwar nett zu lesen, bietet gute Informationen, aber sie verdient kein Geld,sondern kostete bisher rund 120 Millionen Euro“, teilte Bild seiner nicht ganz der FTD-Zielgruppe entsprechenden Leserschaft mit.

Klar ist: Zwar haben sowohl die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr wie die britische FT Group, denen die FTD jeweils zur Hälfte gehört, Berichte der Londoner Times über mögliche Veränderungen in der Gesellschafterstruktur der Zeitung als „reine Spekulation“ und „Sommertheater“ bezeichnet – sowie lobende Wort für das Blatt gefunden. Ein konkretes Dementi ist das aber nicht. Und der Medienkonzern Pearson, dem die FT Group gehört, bewertet seine Investitionen gerade wegen der Medienkrise neu.

Nun soll FTD-Chefredakteur Christoph Keese in der gestrigen Redaktionsitzung die Geschichte um einen weiteren, so harmlosen wie bizarren Dreh bereichert haben: Der Bild-Bericht, so Keese, habe laut oberen Springer-Etagen Gruner + Jahr ärgern sollen, weil deren Stern wiederum Springer geärgert habe. Das ist nun wirklich Sommertheater. Und vielleicht hat Bild mit ihrem Beinahe-Abgesang auf die FTD ja auch einen Gedanken auf ihr nicht eben solventes Schwesterlein Welt („nett zu lesen, bietet gute Informationen – aber sie verdient kein Geld, sondern kostet“) verwandt: „Das Klassenziel ist damit in weiter Ferne“, schreibt Bild weiter: „Doch für eine Zeitung gibt es kein Sitzenbleiben wie in der Schule. Einer Zeitung kann man sogar … Aber so weit wollen wir noch gar nicht denken.“ STG