Das klingt nach Augenwischerei

betr.: „Leerstelle geschickt verpackt“, „Der Pakt“, taz vom 17. 6. 04

Als ich anno 1982 einen Ausbildungsplatz gesucht habe, gab es schon das gleiche Gewäsch von Kohl und Konsorten. Bis heute hat sich nichts getan. Dieser „Pakt“ klingt mir nach einer weiteren Augenwischerei. Die zweite Frage wäre, wer von denen, die tatsächlich einen Ausbildungsplatz ergattert haben, nach Ende der Ausbildung zumindest so lange weiterbeschäftigt wird, dass ein klein wenig Berufserfahrung nachgewiesen werden kann. Ohne die gibt es nämlich fast gar keine Jobs! Da nützt die schönste Ausbildung nichts.

BARBARA KIRSCH, Lüneburg

Die Posse um die Ausbildungsumlage zeigt sehr deutlich, woran es in Deutschland gegenwärtig hapert: am ideellen Mut, wirklich etwas zum Positiven verändern zu wollen. Stattdessen teilen die Politiker die Republik, ganz nach Politologenmanier, in wichtige und unwichtige Subjekte ein.

Zu den wichtigen Gruppen der Gesellschaft zählen Industrielobbyisten und die von ihnen vertretenen Unternehmen. Diese werden regelmäßig davon befreit, einen Beitrag zu einem besseren gesellschaftlichen Zusammenleben zu leisten. Man denke nur an die rot-grüne Steuerreform, die dafür gesorgt hat, dass viele große Firmen mittlerweile weniger Steuern abführen als eine einzelne Krankenschwester. Zu den unwichtigen Teilen der Gesellschaft zählen junge Menschen. Diese Gruppe ist zahlenmäßig gering, und viele von ihnen dürfen, unabhängig von ihrem politischen Kenntnisstand, gar nicht wählen. So ist es kein Wunder, dass ihr berechtigtes Anliegen, über eine Ausbildungsumlage eine berufliche Perspektive zu finden, von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Mit dem unverbindlichen Ausbildungspakt ist die Zukunftsfähigkeit Deutschlands wieder ein Stück gesunken! RASMUS PH. HELT, Hamburg

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.