Die Auswahl ist nicht üppig

Birgit Homburger wird FDP-Vorsitzende in Baden-Württemberg. Ihre Vorzüge: Sie ist Frau, unauffällig und kann kochen

Birgit Homburger ist ein Phänomen: Unaufhaltsam macht die 39-Jährige Karriere bei den Liberalen. Aber auch ihre Parteigenossen können sich nicht genau erklären, wie ihr das gelingt. Jetzt ist die Verwaltungswissenschaftlerin plötzlich die designierte FDP-Parteichefin in Baden-Württemberg, nachdem Walter Döring wegen einer unsauberen Spende zurücktrat. „Sie hat eben gute Kontakte nach Berlin“, sagen sie in Baden-Württemberg und und meinen damit: Sie hat die Unterstützung von Parteichef Guido Westerwelle. Er fördert gern Frauen, die ihm nicht die Show stehlen können.

Birgit Homburger muss er tatsächlich nicht fürchten. Seit 1990 sitzt sie im Deutschen Bundestag – und ist dort bisher kaum aufgefallen. Das mag auch am Thema liegen: Sie vertritt die FDP im Umweltausschuss. Bekanntermaßen ist Ökologie kein Anliegen, für das sich Liberale erwärmen könnten; in der jüngsten Positionsschrift von Parteichef Westerwelle kommt es gar nicht erst vor. Umweltthemen greift die FDP höchstens auf, um sich populistisch zu profilieren, indem man etwa einen „Benzingipfel“ zur Abschaffung der Ökosteuer fordert. Aber damit gerät dann nicht Homburger in die Medien – sondern eben Westerwelle oder sein Parteivize Rainer Brüderle.

Auch auf Parteitagen ist Homburger bemerkenswert still. Zwar amtiert sie seit drei Jahren als Beisitzerin im liberalen Bundesvorstand und darf daher stets auf dem Podium Platz nehmen – doch die Reden schwingen andere. Sie soll offenbar nur die sichtbare Frauenquote erhöhen. Selbst die Liberalen fänden es inzwischen peinlich, wenn sie als einzige Alibifrau nur Generalsekretärin Cornelia Pieper vorführen könnten.

Statt fürs Programmatische, so scheint es, interessiert sich Homburger stärker für den Kundenservice. Ihre Homepage ist jedem Wähler zu empfehlen, der eine Party gibt und noch keine Ideen fürs Buffet hat. Auf 23 Druckseiten hat sie dort ihre Lieblingsrezepte versammelt.

Auf die Hobbyköchin kommt in Baden-Württemberg nun ein schwieriges Amt zu: Bisher war Homburger dort stellvertretende Landesvorsitzende und konnte es dem charismatischen Parteichef Walter Döring überlassen, die FDP zu profilieren. Nun wird sie selbst zum Gesicht der Partei. Einmal schon hat sie diese Rolle übernommen; bei der letzten Bundestagswahl 2002 agierte sie als liberale Spitzenkandidatin für Baden-Württemberg. Doch waren die Ergebnisse nicht besonders ermutigend. Während sich die FDP bundesweit von 6,2 auf 7,4 Prozent verbessern konnte, sackte sie in ihrem Stammland von 8,8 auf 7,8 Prozent ab.

2006 sind die nächsten Landtagswahlen – und momentan sieht es so aus, als könnte die CDU mit der absoluten Mehrheit rechnen. Diese Prognosen schrecken profilierte FDP-Politiker ab, sich um ein Parteiamt in Baden-Württemberg zu drängeln. Oder wie Parteifreunde es höflich formulieren: „Die Auswahl ist nicht so üppig bei den Liberalen.“

ULRIKE HERRMANN