Postbank senkt doch den Ausgabepreis

Deutschlands größte Privatkundenbank bleibt auf Börsenkurs, verschiebt den Gang auf das Parkett aber auf Mittwoch. Der Druck der Märkte sorgt für billigere Aktien. Doch Post-Chef Klaus Zumwinkel sieht auch Mitschuld bei der Deutschen Bank

VON STEPHAN KOSCH

Die Deutsche Post hat im Ringen um den Börsengang ihrer Tochter Postbank dem Druck der Aktienmärkte nachgegeben und den Ausgabepreis für die Aktien gesenkt. „Der Markt hat Recht, und es gibt keine andere Instanz, die ein zuverlässigeres Urteil zulässt“, sagte Post-Chef Klaus Zumwinkel gestern in Frankfurt.

Noch vor drei Wochen hatte Zumwinkel erklärt, dass sich das Unternehmen beim Börsengang nichts von anderen diktieren lassen wolle. Nun verändert die Post doch die Konditionen für den Börsengang. Dieser war ursprünglich für heute geplant, wird jetzt aber erst Mittwoch stattfinden. So sollen die Investoren Gegelegenheit bekommen, auf das neue Angebot zu reagieren.

Bis Freitag war die Nachfrage nach den Postbank-Papieren geringer ausgefallen als erwartet. Deshalb senkt das Unternehmen die Zahl der Aktien im Angebot (ursprünglich 49 Prozent) und den dafür zu zahlenden Preis. Statt der bisher gefordertern 31,50 bis 36,50 Euro wird ein Postbank-Anteilsschein nun für 28 bis 32 Euro auf den Markt kommen. Der genaue Preis hängt von der endgültigen Menge der vorbestellten Aktien ab.

Die sich daraus ergebenden Mindereinnahmen will das Unternehmen durch eine so genannte Umtauschanleihe ausgleichen. Das sind Papiere, für die der Käufer über drei Jahre eine garantierte Verzinsung auf das eingesetzte Kapital erhält. Nach Ablauf dieser Zeit kann die Anleihe in Aktien der Bank umgetauscht werden. So will die Post aus dem Börsengang letztendlich wie geplant 2,6 Milliarden Euro erlösen.

Zumwinkel ließ aber auch einen Seitenhieb auf die Deutsche Bank nicht aus, die gemeinsam mit der Investmentbank Morgan Stanley den Gang an die Börse gemanagt hat. Jede Platzierung zu einem gewünschten Preis werde maßgeblich erschwert oder nahezu unmöglich, wenn ein niedrigerer Preis in den Markt gerate, sagte er. Die Deutsche Bank hatte in einer internen Berechnung – die an die Öffentlichkeit gelangte – den Börsenwert der Postbank auf nur 4,4 bis 5,3 Milliarden Euro taxiert. Die Post hingegen war von rund 6 Milliarden ausgegangen.

Als „vernünftige Lösung“ bezeichnete der Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, das nun geänderte Procedere. Es hätte allerdings schon früher erfolgen können. Schließlich hätte sich bereits vor Ende der Zeichnungsfrist abgezeichnet, dass die Nachfrage nach dem Aktienangebot zu gering ausfallen würde. Zumwinkel habe sich in der Nachfrage „verschätzt“ und sehr auf seinen hohen Preisvorstellungen beharrt. „Er hat jetzt lernen müssen, dass nicht er bestimmen kann, sondern der Markt und die Nachfrage entscheiden“, so Kurz.

Spekulationen, wonach die Bundesregierung als Mehrheitsaktionär der Post Druck auf Zumwinkel ausgeübt habe um ein drohendes Scheitern des Börsenganges zu verhindern, wurden von ganz oben zurückgewiesen. „Das ist nicht mein Thema. Das entscheidet das Unternehmen selber“, sagte Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) gestern. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte bereits in der Nacht zum Samstag betont: „Das sind Entscheidungen, auf die die Bundesregierung keinen Einfluss hat und keinen Einfluss nimmt.“ Zumwinkel zufolge wird der Bund an dem Verkaufserlös nicht beteiligt. „Es gibt keine Sonderausschüttung.“

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