Abzocker-Reform

Fachleute kritisieren die Mehrbelastungen, die nach der Gesundheitsreform auf PatientInnen zukommen werden

Der lange Katalog an Zuzahlungen, die nach der Gesundheitsreform auf die PatientInnen zukommen werden, wurde gestern von Hamburger Fachleuten durchweg kritisiert. Ärztekammerpräsident Michael Reusch bezeichnete den auf Bundesebene ausgehandelten Kompromiss als „Beitragskosmetik“, durch welche die PatientInnen einseitig belastet würden.

Für den Landesbetrieb Krankenhäuser warnte Vorstandssprecher Heinz Lohmann, dass die Zuzahlungen nur kurzfristig zu einer Entlastung der Krankenversicherungen, im Gegenzug aber zu erheblichem bürokratischen Mehraufwand für die Krankenhäuser führen werden. Der Landeschef der Gewerkschaft verdi, Wolfgang Rose, kritisierte, der auf Bundesebene ausgehandelte Kompromiss sei „reine Abzockerei und null Strukturreform“.

Rose sagte, er sei über die Einigung „maßlos enttäuscht: Wieder einmal wird der Begriff Reform missbraucht für eine Umverteilungsaktion zu Lasten der Arbeitnehmer.“ Für derartige Maßnahmen sei die Bundesregierung nicht gewählt worden. Und die langfristigen Probleme des Gesundheitssystems, so Ärztekammerpräsident Reusch, „sind noch lange nicht gelöst“.

Lob fand LBK-Sprecher Lohmann indes für die Strukturreformen innerhalb des Gesundheitswesens. Das Gesetzespaket enthalte auch Komponenten, die eine Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten, Kliniken, ambulanter Pflege und Reha-Einrichtungen fördern. Das sei „genau der richtige Weg in die Zukunft“. ELKE SPANNER