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: Spät, dumm und arrogant

Wie sich die Behörden im Fall der von einer psychisch Kranken getöteten Frau gegenüber der Öffentlichkeit verhalten, das ist auf den ersten Blick unprofessionell. Auf den zweiten Blick hat es etwas Hochherrschaftliches zu glauben, es reiche, erst zwei Wochen nach dieser Tat ein offenkundiges Versagen welcher Stelle auch immer aufzuklären und vorher jede Auskunft zu verweigern. Auf den dritten Blick aber ist ein solches Krisenmanagement eine Katastrophe. Statt schleunigst den Sachverhalt aufzuklären, schweigen die Behörden. Damit aber lassen sie zu, dass sich eine Stimmung breit macht, die das Wegschließen psychisch Kranker zugunsten der Sicherheit über die Freiheitsrechte dieser Menschen stellt – eine nachvollziehbare Stimmung. Die Tat in der Neustadt war grauenhaft. Die Behörden und die für sie verantwortlichen Politiker aber haben es versäumt, dem Eindruck entgegenzuwirken, ein solches Drama könne sich jederzeit wiederholen. Man darf annehmen, dass auch das morgige Krisengespräch erst auf öffentlichen Druck zustande kam. Nun müssen die Verantwortlichen unter enormem Druck Ergebnisse und vor allem Konsequenzen präsentieren. Eine sachliche Auseinandersetzung, wie die Gesellschaft mit ihren psychisch Kranken umgehen will, hat es mit einem solchen Krisenmanagement umso schwerer. Susanne Gieffers