frisch gestrichen (7)
: Weg mit den Fleißkärtchen

Die Treueprämie

992 Millionen Euro weniger im Doppelhaushalt 2004/05. Auf der Streichliste steht viel Gutes. Und viel, bei dem man sagt: Gut, dass dort endlich gespart wird. Die taz schaut auf den Einzelfall:

Der Berliner Senat streicht nach Zeitungsberichten ab kommendem Januar die Treueprämie für Beamte. Nanu? Sind Beamte nicht per se und Eid zu Treue gegnüber ihrem Arbeitgeber, dem Staat, verpflichtet? Sagt nicht selbst schon die herkunft des Wortes „amb(e)t“ aus dem Gemeingermanischen, dass es sich bei einem so bezeichneten um einen „Diener, Gefolgsmann“, ja sogar um einen „Herumgeschickten“ handelt? Offenbar wurde bislang in Berlin das Selbstverständliche per Tabellensatz honoriert. Für die Fleischverkäuferin in der freien Wirtschaft gibt es zum 25-jährigen Dienstjubiläum einen Blumenstrauß und Kuchen von den Kollegen. Für Beamte gibt es für 25 Jahre 306 Euro, zum 40-Jährigen 409 Euro und für ein halbes Jahrhundert Dienst nach Vorschrift sogar 511 Euro.

Fällt das alles weg, würden insgesamt 84.000 Polizisten, Feuerwehrmänner, Lehrer, Verwaltungsbeamte und Richter diese Extrazuwendung verlieren. Ohne es öffentlich breitzutreten, hatte der rot-rote Senat diesem Vorschlag von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) schon im Juni zugestimmt. Die CDU sattelte noch einen eigenen Antrag drauf – eine breite Mehrheit ist der Streichsache nach der Sommerpause also sicher. Schließlich könne mit dem Wegfall der Treueprämie pro Jahr eine Million Euro gespart werden. „Wir entrümpeln den Bürokratie-Dschungel“, brüstete sich die CDU, denn die Berechnung des Dienstalters sei kompliziert. Das sei gar nicht wahr, maulte der Chef des Beamtenbundes, Joachim Jetschmann, erwartungsgemäß zurück. Die Prämie errechne sich automatisch. Schlimm sei, dass mit der Streichung das „letzte bisschen Anerkennung“ für die Beamteten verschwinde. AW

Diese Kolumne wird aus Spargründen vorübergehend gestrichen.