Open-Air-Kino an der Luft

Zukunft des Sommerkinos im Sternschanzenpark gefährdet. Patrizia und Mövenpick pochen auf mit der Stadt vereinbarten Veranstaltungskatalog. Bezirksamtsleiter Mantell hofft auf Kompromiss im Geiste des städtebaulichen Vertrages

von GERNOT KNÖDLER

Der Teufel steckt wie immer im Detail: Es sei vertraglich vereinbart worden, dass das geplante Mövenpick-Hotel im Wasserturm die „normale Nutzung“ des Sternschanzenparks nicht beeinträchtigen dürfe, hatte Bezirksamtsleiter Jürgen Mantell (SPD) bei der Vorstellung des Projekts im September vergangenen Jahres gesagt. Jetzt sieht es so aus, als zeichne sich das Ende einer der beliebtesten Veranstaltungen im Park, des Freiluftkinos, ab. Denn der städtebauliche Vertrag, den die Stadt 1996 mit dem Käufer des Turms geschlossen hat, erlaubt lediglich „bis zu drei maximal zweitägige Freiluftkino-Veranstaltungen bis maximal ein Uhr nachts“ – viel zu kurz für das Kino. Gespräche zwischen den Kino-Machern vom 3001, der Augsburger Patrizia Immobilien AG als Investorin und Mövenpick als künftige Hotelbetreiberin verliefen im Sande. Die Gegner des Hotelprojekts fühlen sich in ihrem Misstrauen bestätigt.

Mit dem Aufbau des Open-Air-Kinos seien 30 Leute zwei bis drei Tage beschäftigt, sagt Jan Fangmeier vom 3001. Es müssten eine Wasserversorgung hergestellt, eine komplizierte technische Anlage und Toiletten aufgestellt sowie Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. „Das ist ein Aufwand, der sich für zwei Tage nicht lohnt“, sagt Fangmeier.

„Wir haben mit Patrizia und Mövenpick gesprochen, sind aber nicht viel weiter gekommen“, sagt sein Kollege Rainer Krisp. Investor und Hotelbetreiberin hätten sich geweigert, Garantien für das Kino abzugeben und stattdessen darauf hingewiesen, dass ihnen an guter Nachbarschaft gelegen sei und man sich schon einigen werde.

Krisp hält das Versprechen, es werde keine Nutzungseinschränkungen für den Park geben, nicht für glaubwürdig. „Da muss man schon ziemlich naiv sein, zu glauben, dass die Hotelgäste sagen: Wir finden das toll, wenn die Leute bis morgens um drei trommeln“, sagt er.

Auch in den Augen der Hotelgegner ist der Fall des Kinos bloß ein Beispiel für die Beschränkungen, mit denen im Sternschanzenpark künftig zu rechnen ist. „Spielende Kinder oder Gäste des Freiluftkinos werden zur Störung des öffentlichen Friedens“, befürchtet das Freie Netzwerk zum Erhalt des Schanzenparks (www.schanzenturm.de). „Weiter ist davon auszugehen, dass die ohnehin starke Polizeipräsenz im Park massiv zunehmen wird, um gegen Menschen vorzugehen, ‚die das Ambiente stören‘.“

Im Protokoll der Januar-Sitzung des Kerngebietsausschusses Eimsbüttel zitiert Bezirksamtsleiter Mantell unter den „bisherigen Nutzungen“, die vertragsgemäß weitergeführt werden können, „maximal 15 Starts eines oder mehrerer Heißluftballons und maximal 17 weitere Veranstaltungen“ . Darunter fallen Konzerte, Zirkusse, Feste und auch ein Open-Air-Kino, das es 1996 noch nicht gab.

„Das Freiluftkino ist der einzige Streitpunkt“, versichert Mantell. Er habe Patrizia, Mövenpick und das 3001 gebeten, „im Geiste des städtebaulichen Vertrages“ einen Kompromiss auszuhandeln. Allerdings müsse das Kino die geltenden Lärmgrenzwerte beachten.

„Wir beziehungsweise Mövenpick sind Mitbenutzer des Parks“, sagt Patrizia-Geschäftsführer Jürgen Kolper. Sein Unternehmen wolle sich zur Zukunft des Kinos nicht festlegen, „weil das eine Sache des Hotelbetreibers und des Kinobetreibers ist“. Die Mövenpick-Pressestelle verwies auf den städtebaulichen Vertrag und bedauerte, dass der Europachef des Konzerns im Urlaub sei.

Kino und Hotel vertrügen sich, schließlich sei es gut für das Hotel, wenn der Park belebt sei, vermutet Kolper. Es gelte das Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme. Die Hauptlärmbelästigung für das Hotel gehe von der Bahn aus. Deshalb werde das Hotel mit entsprechendem Schallschutz und mechanischer Lüftung ausgestattet. Kolper: „So laut wie die Bahn kann keiner trommeln.“