ein wichtiges thema ganz speziell für frauen
: WALTRAUD SCHWAB auf Butterfahrt mit Toyota

Großer Bahnhof für Journalistinnen – Toyota bereitet ihn. Der japanische Konzern hat ausschließlich Frauen zu einer Schiffspartie auf der Spree geladen, denn Frauen sind Trumpf. Das hat nun auch die Autoindustrie, immer auf der Suche nach neuen Käuferschichten, erkannt. In ungezwungener, den sinnlichen Genüssen zugeneigter Atmosphäre soll deshalb eine Autobotschaft an die Damen der schreibenden Zunft gebracht werden. Die Absicht ist klar: Wir sollen die Kunde, die wir hier empfangen, in die Welt tragen.

Hiermit tue ich es: „Prius“ heißt der Flitzer, um den es geht. Aalglatt, schnittig, gut geformt ist er, aber sparsam im Ausstoß. Oder anders gesagt: Das Auto, das gemeinhin gesprochen sowieso als verlängertes Selbstobjekt der meisten Schumachers zu begreifen ist, hat in diesem Fall die Qualitäten eines Casanova und ist dennoch verhüterfreundlich.

Damit klar ist, dass es sich bei der Toyota-Spreefahrt nicht um eine Null-acht-fünfzehn-Butterfahrt handelt, sind folgende berühmten Persönlichkeiten angekündigt: Madame Takashima, die japanische Botschaftergattin, die sich dann aber doch entschuldigen lässt, und Isolde Holderied, die Damen-Rallye-Weltmeisterin. Zudem zwei Frauen, die es in der Automobilindustrie in die oberen Etagen geschafft haben und Claudia Kleinert, die ARD-Wettergöttin mit den blonden, langen Haaren, die im Fernsehen aussieht, als wäre sie 1,87 Meter groß. In natura, wie persönlich erfragt, ist sie 1,71 Meter groß.

Angemeldet haben sich ungefähr 30 Journalistinnen, aber nur 9 sind gekommen. Das ist eine große Enttäuschung für die Veranstalter, denn wie soll die Kunde von Prius in die Welt getragen werden, wenn seine Jüngerinnen ausbleiben? Nach langem vergeblichem Warten auf Zuspätkommende legt das Schiff ab. Damit die beschauliche Spreekulisse nicht ablenkt, wird eine Power-Point-Präsentation mit der Prius-Botschaft geboten. Deren Message lautet etwa: In den letzten 200 Jahren ist der CO2-Ausstoß unverhältnismäßig gestiegen. Jetzt liegen wir bei 380. Für das Jahr 2200 sind 800 prognostiziert, aber höher als 550 dürfen wir nicht kommen, denn danach wäre die Klimaerwärmung nicht mehr zu stoppen. Deshalb bringt die Hybridtechnik die Erlösung. Frauen gefällt so was, die sind doch auch sonst so für Umweltschutz.

Erst als im Anschluss auch die anwesenden VIPs – mehrheitlich schon Prius-Jüngerinnen – ausführlich über Frauen und Autos parliert haben, geht’s ans Buffet. Der Überfluss, bedingt durch die Abwesenheit der Kolleginnen, verführt zur zügellosen Schlemmerei. Einige verlustieren sich bei Schweinlendchen und Eierschaumkuchen, andere saugen an glasierten Hühnerbrüstchen oder Bohnenlakritz, Dritte lutschen Hechtbällchen mit Spätzlekringeln und Salatherzen. Ich bade in der Obstbar – Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren, Mangos, Physalis – weil ich der Obsttyp bin und Vegetarierin, vom Prinzip her auch Naturschützerin und Fahrradfahrerin dazu, Konsumkritik gefällt mir sowieso gut, und zudem finde ich, dass Autos Mordinstrumente sind, die selbst dem ungebildetsten Idioten ganz legal an die Hand gegeben werden.

Am Ende können wir den Prius selbst reiten. Acht Stück dieser metallisch glänzenden Mischung aus Schildkröte und Panzer sind an der Anlegestelle geparkt. Weil sich jedoch herausstellt, dass die meisten anwesenden Journalistinnen das Autofahren längst eingestellt haben, bleiben diese Casanovas, diese Prius-Prionen, diese Halbgötter mit rezeptfreiem Sex-Appeal, unberührt stehen.