„Berlin hat am Tempodrom Millionen verdient“

Vor dem Untersuchungsausschuss zur Tempodrom-Affäre verteidigt Exsenator Volker Hassemer Umzug und Neubau des Kulturzelts: Projekt ist wichtig für das Image der Stadt, Kostenfrage und die Rolle Speckers waren glaubwürdig

Wahre Freundschaft zeigt sich in schwierigen Zeiten. Und eine solche hat gestern der frühere Kultur- und Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) gegenüber dem Tempodrom unter Beweis gestellt. Vor dem Untersuchungsausschuss zur Affäre um die Finanzierung des Neuen Tempodroms am Anhalter Bahnhof verteidigte Hassemer den Umzug und Neubau des Kulturzelts.

Der Exsenator nahm auch den wegen einer Parteispende in Verruf geratenen Bauunternehmer Roland Specker sowie den wegen der Affäre zurückgetretenen SPD-Bausenator Peter Strieder in Schutz. Die Ansiedlung am Anhalter Bahnhof habe er, Hassemer, vorangetrieben und nicht Strieder. Und Specker sei vom Stiftungsrat – und nicht eigenmächtig – zur Kostenkontrolle des Neubaus herangzogen worden. Außerdem sei „die Finanzierung des Tempodroms“ bis zu seinem Ausscheiden aus dem Stiftungsrat 2001 „plausibel“ und nicht zerrüttet gewesen, sagte Hassemer.

Hassemer verteidigte das umstrittene Vorgehen der politisch und privat Verantwortlichen beim Bau für das von 11 auf 30 Millionen Euro gestiegene Tempodrom. Schon der Vorwurf, die öffentliche Hand wäre über die Maßen geschröpft oder hintergangen worden, ziehe nicht. „Ich werde keinen Satz akzeptieren, der sagt, dass das Tempodrom per saldo einen Schaden für Berlin bedeutet. Berlin hat am Tempodrom zig Millionen verdient“, sagte Hassemer. Diese „Initiative aus Genie und Enthusiasmus“ von Tempodrom-Chefin Moessinger sei „ein bedeutender Faktor für die Entwicklung der Stadt gewesen“.

Hassemer, der von 1996 bis 2001 im Stiftungsrat saß, begründete diese Ansicht mit der Bedeutung des Zelts für das Image Berlins: „Wovon leben wir in dieser Stadt? Es sind nicht die Industriearbeitsplätze, die Banken oder Versicherungen.“ Es seien vielmehr die spezifischen Berliner Kulturangebote.

1997, so Hassemer weiter, habe man zwar gemerkt, dass die Kosten aus dem Ruder laufen könnten. Doch die Einbeziehung Speckers und der Glaube, mehr Gelder akquirieren zu können, habe nicht zur Revision des Projekts geführt.

Vollends die Spucke weg blieb den Ausschussmitgliedern Dilek Kolat (SPD) und Carl Wechselberg (PDS) – die beide „Unverständnis“ für Hassemers Positionen und Einschätzung äußerten –, als dieser am Ende sagte, dass bei einer Wiederholung des Projekts, dies „genauso“ wieder gemacht werden sollte. ROLA