on the rail again
: Im spanischen Manhattan

Henning Kober bereist per Interrail Europa. Heute: Benidorm

Sonntag, 16.05 Uhr. Geschafft! Als letzter in den Zug nach Alicante gestiegen. Auf dem Bahnsteig wurde das Gepäck durchleuchtet, jetzt reicht der Bordservice ein Glas Champagner, auf den Monitoren flimmert ein Film mit Sidney Poitier. Eine Fahrt mit der spanischen Bahn Renfe ist fast so angenehm wie eine Lufthansakurzstrecke.

Sonntag, 23.05 Uhr. Der Bus rollt langsam durch Hochhausschluchten. Drei Jungen ziehen ihre kurzen Hosen nach unten und zeigen ihre Spielzeugärsche. Hier ist Benidorm, das Manhattan der Costa Blanca, aktuell etwa 100.000 Touristen, Ferienbatterie der europäischen Workingclass. Zwei Polizeiautos mit rot-blauen Lichtorgeln kämpfen sich durch das Verkehrschaos. Aus unsichtbaren Boxen swingt laut Djamila: „Superstar“.

Sonntag, 23.37 Uhr. Auf dem Bett liegt Seide. Im Fernsehen schießt Arnold Schwarzenegger einem kleinen rothaarigen Mann in den Kopf. Ich habe ein Zimmer mit Aussicht auf die Skyline. Das Hotel „Belroy Palace“, Valium sanft. Ich bin sehr müde und fotografiere meine Füße, Blasen an den kleinen Zehen.

Montag, 12.37 Uhr. Auf der Terrasse des deutschen Hauses („Bei Gabi und Hartmut“) sitzen außer vier englischen Lads und dem Autor nur Niederländer. Die Kellner sprechen Spanglisch. 33 Grad wärmen die Luft. Das Standardmenü: Bockwurst, Erdinger, Erdbeersahnebecher. Ich lese die ersten Sätze von Paul Bowles. Einstimmung auf Marokko.