Bald wieder Wandzeitungen

taz-Freunde verlangen aktuelle Hamburg-Berichterstattung mit eigenen Fotos. Podiumsdiskussion von Solidaritäts-Initiative Pro-Photo

Die taz in Hamburg braucht eine Fotoredaktion und einen starken aktuellen Lokalteil. „Ein Bild von der Schülerdemo vor dem US-Konsulat hätte unsere Arbeit leichter gemacht“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, Michael Neumann. Im Kampf gegen unmenschliche Abschiebungen sei tagesaktuelle Berichterstattung „existenziell nötig“, ergänzte Anne Harms von der evangelischen Organisation Fluchtpunkt. Beide Äußerungen stehen für den Tenor einer Podiumsdiskussion der Initiative Pro-Photo am Montagabend in der „Mission“. Die Initiative kämpft gegen die Kündigung der beiden Fotoredakteure der taz hamburg und gegen die vor einem Jahr eingeführte Beschränkung der Hamburg-Berichterstattung zugunsten einer über ganz Norddeutschland.

Etwa 50 taz-LeserInnen und Interessierte waren in die Kaiser-Wilhelm-Straße gekommen, um zu diskutieren, welche taz Hamburg braucht. Hintergrund sind Sparauflagen der Berliner Geschäftsführung, die davon ausgeht, dass die taz hamburg und die taz bremen mehr kosten als sie an zusätzlichen Einnahmen generieren. Beide Lokalausgaben müssen deshalb gemeinsam Norddeutschland-Seiten produzieren. Überdies soll die Hamburger Fotoredaktion, die zwei der wenigen noch fest angestellten Fotoredakteure in Deutschland beschäftigt, aufgelöst werden. Die Redakteure Markus und Henning Scholz klagen dagegen.

Der Fotograf Günter Zint wies auf die Bedeutung der Pressefotografie hin. „Es gibt Fotos, die die Politik verändert haben“, sagte er mit Blick auf die US-Folter-Fotos. Bei Demonstrationen seien in der Regel nur Profi-Fotos gerichtsverwertbar, sekundierte Anwalt Manfred Getzmann.

Er erinnerte an die Wächterfunktion der taz hamburg, etwa bei der Berichterstattung über prügelnde Polizeieinheiten: „Das ist meist nur die taz gewesen, die blieb dran.“ In einer Medienstadt wie Hamburg könne sie sich keinen ausgemergelten Lokalteil leisten.

Die Kündigung der Fotoredakteure kritisierte ein Redner als „kapitalistisch-primitive Anwandlung“. „Bei einem neuen Konzept hätte man erstmal gucken müssen, wie man die Talente, die man hat, an anderen Plätzen verwenden könnte“, monierte die Rundfunk-Redakteurin Silke Jendrowiak. Gernot Knödler

Pro-Photo: www.taz-hamburg-solidaritaet.de