a última verdade
: Fußball für Frauen

DAS WORT AUS DEUTSCHLAND: Die einzige Frau, die im Fußball unverzichtbar ist, bleibt die Spielerfrau

Sicher haben Sie auch schon bemerkt, was neben all der Spielerei das eigentliche Ziel dieser EM ist. Nicht? Na, das liegt dann wohl daran, dass sie ein Mann sind. Dann sind sie natürlich ganz aufs Spiel fixiert und darauf, mit Hilfe des kickers und ihres in Männerrunden generierten Wissens Aufstellungen vorauszuahnen, die Varianten von Gruppenplatzierungen zu durchdenken und schon mal über die kommende Saison Ihres Vereins zu sinnieren. Wenn Sie aber eine Frau sind, herzlichen Glückwunsch, denn: Sie selbst sind das Ziel. Irgendwie müssen für das Unternehmen Fußball ja neue Zielgruppen erschlossen werden, warum also nicht gleich die größte: die andere Hälfte der Bevölkerung.

Bekanntlich haben Frauen keine Ahnung von Abseits. Und wissen auch nichts von Viererkette. Und würden bei der Frage nach der Aufstellung der 74er-Weltmeistermannschaft nur Kringel malen. Und kennen David Beckham bloß, weil er mit Victoria in bunten Blättern auftaucht. Bekanntlich suchen die meisten Frauen gleichwohl die Nähe zu Männern. Männer aber haben, siehe oben, nichts als Fußball im Kopf. Deshalb ist eine Überbrückung der Kluft von Männerseite her nicht möglich, im Männerkopf ist einfach kein Platz mehr. Muss sich also die Frau aufmachen, um über den Graben der Unwissenheit zu springen

Deshalb wird die Frau als solche derzeit überschüttet mit Fußballjunk in Wegwerfbuchform (mit so wegweisenden Titeln wie „Ersatzbankknigge“), öffentlich-rechtlicher Talkshowform (mit einem so anspielungsreichen Titel wie „Ballkontakte“ und halb bekleideter Moderatorin), in Zeitungsglösschen (wie dieser), die empörte oder genervte oder ganz lustige Frauen (selten Männer) schreiben. Dabei gibt es jenseits von Marketingstrategie im echten Leben nur zwei Möglichkeiten: Eine Frau interessiert sich für Fußball. Oder: Sie verweigert sich einfach.

Hey, doppelt herzlichen Glückwunsch. Das ist mal eine Haltung. Und zwar eine, die für Männer wie Frauen extrem krampflösend und entspannend sein könnte. Man muss Zlatan Ibrahimovic nämlich nicht kennen und auch nicht das passive Abseits erklären können und erst recht nicht die Aufstellung irgendeiner Mannschaft von vor einem halben Jahrhundert runterrattern. Und man muss auch nicht so tun, als ob.

Richtig unverzichtbar ist die Frau im Fußball sowieso nur als Spielerfrau. Hat auch die englische Spielerfrau Shelley Webb erkannt: „Fußball ist der größte Gott, der Mann lebt für ihn, und die Frau ist Teil seiner Ausrüstung – wie die Schienbeinschoner“? Da weiß jeder, was er hat. Jede auch. KATRIN WEBER-KLÜVER