Peu à peu, Stein für Stein – zum Erfolg bitte

Sie sind gefragt, zumindest an ihrem Anfang: Bremen unterstützt Existenzgründer mit Rat und Geld. Wenn die Unternehmer der Zukunft eine gute Idee haben, sich bewerben, zu den Besten gehören und ihre Hausaufgaben machen. Für Hochschulabsolventen gibt es ein besonderes Förderprogramm

taz ■ Die ersten eigenen Schritte waren schwer. „Das wurde alles irgendwie nichts“, erzählt Janine Kube, seit einem Jahr selbstständig mit ihrem Partner Hoa Trinh und ihrem Unternehmen „kube und trinh grafische formgebung“. Was alles irgendwie nichts wurde, waren die ersten Versuche der Existenzgründung, bevor sich Kube und Trinh an die BIA, die Bremer Innovations-Agentur, eine Tochter der landeseigenen Bremer Investitionsgesellschaft wandten. Da, so berichteten Kube und Trinh, erfuhren sie eine „Rundum-Unterstützung“.

Die zwei Jungunternehmer machten gestern das lebende Beispiel, dass Existenzgründungen was Gutes sind – wenn sie denn professionell unterstützt werden. Vorgeführt wurde es von Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) und BIG-Chef Ulrich Keller, die für das „Landesprogramm zur Förderung von Unternehmensgründungen durch Hochschulabsolventen und Young Professionals“ Werbung machten. Mit dem Programm beglückt die BIA von Oktober an erneut 15 junge Gründer in spe mit je 17.500 Euro. Das kriegen die Unternehmer von morgen nicht etwa alles auf einmal, sondern sie müssen so genannte „Meilensteine“ erklimmen. Dazu zählt, die Zielgruppe zu definieren, das Marketing zu planen – kurz, die Geschäftsidee markttauglich zu machen. Die BIA prüft jeden Meilenstein auf Erfolgstauglichkeit, dann gibt‘s Geld, peu à peu, Stein für Stein.

Das Landesprogramm läuft bereits seit 1998 – seither wurden 25 Projekte gefördert, woraus schließlich 16 Unternehmensgründungen folgten. Eine dieser Firmen ist in Insolvenz gegangen. Derzeit sind zehn Vorhaben in Betreuung. Wirtschaftssenator Perschau: „Wir fördern die, die die besten Ideen haben.“

Neben den Designern Kube und Trinh zählten zu den BIA-Besten auch Carlo Scherer und Jörg Rendel. Auch sie erzählten gestern von den Vorzügen staatlich begleiteter Existenzgründung. Die beiden produzieren in ihrem ein Jahr alten Unternehmen „Micap“ ins Winzigste verkapselte Nährstoffe. So zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren: Diese Cholesterin senkenden Stoffe kommen in Fisch vor. Dank der Branche, in der sich Micap bewegt, auch in Joghurt oder Brot: Als Pulver untergemixt entfalten die fischigen Nährstoffe erst im Bauch ihre Wirkung.

„Oft sieht man bei andern die Fehler ja eher als bei sich“, erzählt Jörg Rendel, in der Gruppe der Geförderten sei es gewesen, als werde einem selbst der Spiegel vorgehalten – sehr lehrreich also.

Und weil jedes Ding zwei Seiten hat, lieferte die BIG gestern Zahlen, die auch dazu gehören – „dann ist es rund“, raunte einer: die der Insolvenzen. In Bremen gab es im vergangenen Jahr 313 Insolvenzen, betroffen waren 1.819 Arbeitsplätze. Im Jahr 2001 meldeten 184 Firmen Insolvenz an – von 2001 zu 2002 gab es damit eine Steigerung um 70 Prozent. Das sei nicht so schrecklich wie es aussehe, beeilte sich BIG-Chef Keller zu versichern: 2001 habe Bremen im Bundesvergleich wenige Insolvenzen gehabt, zu 2002 habe es dann einen „gewissen Aufholeffekt“ gegeben. Über das Lebensalter der insolventen Firmen konnten die Wirtschaftsmänner wenig sagen: Das sei schwierig zu erfassen. sgi

Bewerbungsschluss für das Landesprogramm ist der 5.9. Mehr Infos unter ☎ 0421/9600341 oder 0421/2208173