Vom reinen Autorenfestival zu einem Dialog der Künste

Die Bonner Biennale ist zu Ende und erzielte unter der Regie des neuen Intendanten Klaus Weise einen großen Auftakterfolg. Das neue Konzept in der ehemaligen Bundeshauptstadt ging so sehr auf, dass sich die Festivalleitung nun sogar selbst lobt – immerhin heimste der eigene Beitrag zum Theaterfest den größten Zuschauer-Zuspruch ein

Zu Tränen gerührt schwärmte Steffen Kopetzky vom Geiste New Yorks über dem Festzelt der Biennale Bonn, vom Kontext-Gewinn der Zuschauer, von der deutschen Anerkennung für die amerikanischen Künstler. Der neue künstlerische Leiter zeigte sich zum Abschluss über sein eigenes Programm so begeistert, dass Generalintendant Klaus Weise vergeblich versuchte, so viel emphatisches Eigenlob zurückzunehmen. Aber auch er präsentierte stolz die Zahlen der ersten Biennale unter seiner Regie: 10.000 Zuschauer in 100 Veranstaltungen, zahlreiche kostenlose Angebote nicht mitgerechnet. Die Einnahmen seien deutlich höher als kalkuliert, und – da blitzte es in den Augen des Intendanten – fast doppelt so hoch als beim letzten Theaterfest, für die Weises Vorgänger und Biennale-Erfinder Manfred Beilharz verantwortlich war.

Mit der Öffnung des Autoren-Festivals zu einem Dialog der Künste, der auch Oper, Tanz und Filmvorführungen, Ausstellungen, Lesungen und Diskussionsrunden umfasste, sowie mit dem publikumswirksamen Thema „New York“ gelang es den Organisatoren ein bunt gemischtes Publikum ins Theater zu locken. Die amerikanischen Produktionen kamen in gut verdaulichen Häppchen mit Filmlänge daher. Selbst Shakespeares Macbeth kürzte „The classical Theatre of Harlem“ auf 90 Minuten ohne Pause. Das ging zwar nicht zu Lasten der Verständlichkeit, führte aber zu einem raschen Marsch durch die Gewaltorgie und hinterließ die reduzierte Aussage, dass die Figuren eben höheren Mächten ausgeliefert sind. Die farbenfrohe und choreographisch beeindruckende Freilichtinszenierung in der Chorruine Heisterbach lieferte allerdings den Beweis, dass die Texte Shakespeares auch für Ungeübte verständlich sind und für unterschiedlichstes Publikum adaptiert werden können. „The classical Theatre of Harlem“ spielt für ein verarmtes, hauptsächlich schwarzes Publikum. Geringe staatliche Subventionen und der ständige Kampf um Zuschauer zwingen die amerikanischen Theatermacher zu kleinen Produktionen, die aber den Nerv von großem Publikum treffen.

Das wurde auch im Beitrag des Foundry Theatres deutlich, das am Wochenende noch „And God created Great Whales“ zeigte. Was im alten Malersaal der Halle Beuel erst als eine Low-Budget-Produktion im 80-Minuten-Format erschien, entpuppte sich als nichts geringeres als eine grandiose und poetische Oper, die in Deutschland wohl eine ganz andere Bühne erklimmen könnte. Mit den höchsten Publikumszuspruch erhielt der Beitrag der Bonner. Ihre Philipp Glass-Oper „Satyagraha“, zu der internationales Publikum anreiste, war zu 75 Prozent ausverkauft. STEFANIE TYROLLER