Gaspreis sinkt – Streit bleibt

Eon Hanse und andere Versorger folgen dem eingebrochenen Ölpreis und reduzieren ihre Gastarife. Trotzdem hält die Verbraucherzentrale Hamburg an ihrer Klage gegen überhöhte Forderungen fest

Das Konzernergebnis von Eon ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen

VON GERNOT KNÖDLER

Die Erdgaspreise sinken. Damit belegen die Energieversorger ihre Behauptung, sie folgten mit dem Gaspreis der Entwicklung des Heizölpreises. Die Verbraucherzentrale Hamburg hält die Preise dennoch für überhöht und hält an ihrer exemplarischen Sammelklage gegen Eon fest. Die Verbraucherschützer erhoffen sich, dass das Gericht zumindest Eons Preiskalkulation unter die Lupe nimmt.

Die Erdgaspreise, behaupten die Versorger, folgen mit einer halbjährigen Verzögerung den Heizölpreisen. Eon beobachte den Heizölpreis über ein halbes Jahr, bilde einen Durchschnittswert und passe dann den Gaspreis nach oben oder unten an, sagt Unternehmenssprecherin Iris Franco-Fratini. „Das bedeutet, dass wir beim Erdgas nicht diese Peaks haben“, sagt sie.

In der Tat bildet der Gaspreis nicht die wilden Ausschläge des Ölpreises im vergangenen Jahr ab. Wie auf der Internetseite www.tecson.de nachzuvollziehen ist, startete der Heizölpreis im Januar 2008 bei gut 70 Euro für 100 Liter. Anfang Juli erreichte er einen Spitzenwert von beinahe 100 Euro (plus rund 40 Prozent), im August und September lag er bei 85 Euro, um dann bis zum Jahresende auf 50 Euro abzusacken. Ein Blick ins Archiv zeigt eine ähnliche Entwicklung bei den Rohölpreisen.

Eon hat 2008 bei gleich bleibendem Grundpreis den Verbrauchspreis für das Gas um 26 Prozent erhöht. Das vollzieht einen Ölpreisanstieg nach, der bereits im Oktober 2007 einsetzte. Zum 1. Februar 2009 will das Unternehmen den Gaspreis um vier Prozent senken, zum ersten April um weitere 16 Prozent.

Für die Verbraucherzentrale ist das kein Grund zum Jubeln. Zum einen würden die Preise pünktlich zum Auslaufen der Heizperiode gesenkt. Zum anderen sei die Senkung „vor dem Hintergrund drastischer vorheriger Preissteigerungen“ zu bewerten. Seit Beginn der Protestwelle gegen die Gaspreiserhöhungen im Oktober 2004 habe sich der Arbeitspreis des Eon Tarifs Klassik in Hamburg und dessen Umland für einen Drei-Personen-Haushalt fast verdoppelt. Selbst nach der Senkung im April werde der Preis immer noch um gut 50 Prozent über dem vom September 2004 liegen.

Eon-Sprecherin Franco-Fratini hält dagegen, dass sich die Energiepreise auf einem ganz anderen Niveau bewegten als 2004. Ein Blick auf die Preiskurve zeigt jedoch, dass nach dem steilen Absturz im letzten Quartal des Jahres 2008 die Heizölpreise beinahe auf dem Niveau vom September 2004 angekommen sind: bei 50 Euro heute gegenüber 45 Euro damals. Experten rechnen damit, dass der Preis wegen der schlechten Weltkonjunktur weiter sinkt.

Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale, vermutet, dass mit den Gaspreisen grundsätzlich etwas nicht stimmt. „Es gibt diverse Indikatoren, die darauf hindeuten, dass die Preise überhöht sind“, sagt er. Der Gaseinkauf mache nur 30 Prozent des Verkaufspreises aus. Ein weiterer wichtiger Posten seien die Netznutzungsentgelte, die die Bundesnetzagentur für zu hoch halte. Im übrigen genüge ein Blick auf den Geschäftsbericht von Eon. Das Konzernergebnis ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen.

Hörmann kritisiert, dass die Preisbildung beim Gas undurchsichtig sei. Ein Hinweis auf die Koppelung an den Ölpreis reiche nicht aus. Weil die Versorger einseitig die Preise festlegten, seien sie auch verpflichtet, deren „Billigkeit“ nachzuweisen, wie es in Paragraf 315 des Bürgerlichen Gesetzbuches heißt.

Derzeit ist die Musterklage der Verbraucherzentrale beim Landgericht Hamburg anhängig. Hörmann erwartet, dass das Gericht entweder die Preisanpassungsklausel für ungültig erklärt, oder dass sich das Gericht ausführlich mit Eons Preiskalkulation auseinander setzt. Damit würde die Kalkulation erstmals überprüft.