Laubenbande soll umziehen

Wagenburg-Odyssee geht vermutlich weiter – Beirat Findorff drängt auf Umsiedlung. Bau-Staatsrätin Kramer: „Eine weltoffene Stadt wie Bremen muss Raum für alternative Wohnformen bieten.“ Noch kein neuer Standort in Sicht

Bremen taz ■ Geht es nach dem Beirat Findorff, so wird die derzeit zwischen Müllheizwerk und Autobahnzubringer Freihafen stehende Wagenburg dort nicht mehr lange bleiben. In seiner Sitzung am Dienstagabend hörte der Beirat die Bau-Staatsrätin Christine Kramer zu dieser Frage. Die sagte, es werde intensiv nach nach einer neuen Bleibe für die Wagen gesucht, wollte aber noch keine konkreten Standorte nennen. Grundsätzlich stehe das Bauressort der Zuweisung einer neuen Fläche für die Wagenburg nicht ablehnend gegenüber. „Eine weltoffene Stadt wie Bremen muss Raum für alternative Wohnformen bieten,“ so Kramer auf der Beiratssitzung.

Die Hilfsbereitschaft der Findorffer sei allerdings bald ausgereizt, sagte der Leiter des Ortsamts West, Hans-Peter Mester. Man habe die Wagenburg Ende 2002 nur für ein halbes Jahr Übergangszeit nach Findorff eingeladen. Jetzt sei es an der Zeit, dass andere Stadtteile auch einmal alternative Wohnprojekte beherbergten.

Die Wagenburg hinter dem Müllheizwerk blickt mittlerweile auf eine bewegte Geschichte zurück. Ursprünglich gehörte die Laubenbande, wie sich die Bewohner nennen, zu einer größeren Gruppe, die alternative Wohnformen in der Kleingartenkolonie Weidedamm III erprobte. Als das Areal Mitte der 90er Jahre zum Neubaugebiet wurde, zog eine Fraktion, zu der auch Bürgerschaftsmitglied Klaus Möhle (Die Grünen) gehörte, nach Lesum weiter. Dort, so hört man, gehe es im Vergleich mit Weidedamm III-Zeiten geradezu beschaulich und gesittet zu. Die Wagenburg der Laubenbande hingegen siedelte sich zunächst in Walle an der Bayernstraße an. Kurz vor Weihnachten 2002 musste sie diesen Standort ebenfalls verlassen, da Arbeiten an einem lange zuvor geplanten Gewerbegebiet begannen. Als Retter in der Not trat damals der Beirat Findorff auf den Plan, der der Wagenburg eine Freifläche neben dem Müllheizwerk zuwies.

Damit, dass die etwa 20-köpfige Laubenbande dort nun schon weit länger haust als ursprünglich geplant, ist man in Findorff nicht so recht glücklich. Schon einmal stand eine Umsiedlung auf der Agenda. Der Transfer nach Woltmershausen scheiterte allerdings am Veto des dortigen Beirats. Die ins Auge gefasste Fläche sei mit Schadstoffen kontaminiert und ermögliche kein menschenwürdiges Wohnen, hieß es im vergangenen Jahr. Als weiteren Grund nannte die Woltmershausener aber auch, man befürchte die Enstehung eines sozialen Brennpunkts. Das ist wohl auch der Stein des Anstoßes für die Findorffer. Ortsamtsleiter Mester kleidet es in vorsichtige Worte. „Neben grün-alternativen Lebensentwürfen gibt es auch viel Verwahrlosung in der Laubenbande.“

Dass diese Einschätzung für Vertreter „normaler“ Lebensentwürfe nicht ganz von der Hand zu weisen ist, zeigt ein Besuch in der Wagenburg. Müll und schmutziges Geschirr türmt sich auf den Tischen vor den Wagen. Und wer das Gespräch mit den Bewohnern sucht, muss zunächst an deren Hunden vorbei.Axel Domeyer