gottfried und seinen jürgen würgen von HARTMUT EL KURDI
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Ich weiß, man darf nicht zu viel vom Leben verlangen, aber ich möchte, bitte, wenn’s irgend geht, nie mehr, auch nicht aus Versehen, einen Film wie „Die schöne Braut in Schwarz“ anschauen müssen, in dem – soweit ich die Szene richtig interpretiert habe – Iris Berben Gottfried John nackend an die Wand presst, ihn oben mit einem Ledergürtel würgt und ihm gleichzeitig untenrum einen abschubbert. Das ist bei aller Liebe zum Exzess kein lebensbereichernder Anblick. Solche Filme sollten in Zukunft mit einem Warnhinweis versehen werden: „Achtung: In diesem Film presst Iris Berben ihren Filmpartner Gottfried John nackend an die Wand, würgt ihn oben mit einem Ledergürtel, während sie ihm untenrum einen abschubbert!“

Okay, zugegeben: Herrn Johns Pillermann lag dabei unterhalb des Bildrands, insofern konnte man nur die Gürtelwürgerei und die angestrengten, von der Hand in den Oberarm weitergeleiteten Von-der-Palme-wedel-Bewegungen von Frau Berben sehen. Und ihren bedeutungshuberischen Sex-ist-Krieg-ist-Leben-ist-Tod-Blick, der ebenso sinnlos und bar jeder Wahrhaftigkeit war wie jede andere jemals von ihr getätigte schauspielerische Äußerung. Wobei mich – unabhängig von Frau Berbens bescheidener Begabung – die Darstellungen von Extrem-Sex-Praktiken in Filmen grundsätzlich ratlos zurücklassen. Nicht weil ich sonderlich zur Prüderie neige, sondern weil die jämmerlichen Peitsch-, Zwick- und Plastiktüten-übern-Kopf-Szenen zwangsläufig ins Lächerliche kippen. Am albernsten ist dabei jedoch meist nicht der eigentliche Vorgang, sondern die Ernsthaftigkeit, mit der dieser für die Kamera vorgetäuscht wird. Und richtig drollig wird es, wenn man dann in Interviews hört, dass die Schauspieler tatsächlich glauben, mit einer solch infantilen Hardcore-Simulation etwas künstlerisch Gewagtes zu vollbringen. O-Ton Iris „Die himmlische Tochter“ Berben: „Die Bilder sind von einer ungeheuren Härte …“

Man muss sich nur mal vorstellen, wie solche Szenen zustande kommen. Wie alle Beteiligten stundenlang konzentriert vor sich hin schuften, um den Bildern diese „ungeheuere Härte“ zu verpassen. Wie Frau Berben vierzehn Takes lang in der Nähe des Schritts von Herrn John herumnesteln muss, um den Eindruck zu erwecken, sie würde ihm einen klöppeln, dabei der Bildausschnitt aber immer wieder sorgfältig korrigiert wird, damit man auf keinen Fall sieht, dass es ja gar nichts zu sehen gibt. Und wie der Regisseur dann sagt: „Hömma Iris … das Würgen is so weit okay, aber unten die Bewegungen müssen ruckartiger kommen, weniger aus ’m Handgelenk, mehr aus ’m Unterarm …“ Und Iris antwortet: „Klar, logo, ich probier’s …“

Einfacher wäre es, Frau Berben würde Herrn John wirklich eine Handentspannung gönnen, Kamera drauf, dann dreimal Stellungswechsel, und fertig ist die Kiste. Dann könnte man den Film in der Videothek hinter den bunten Plastikperlenvorhang stellen, und vielleicht würde er dort doch noch einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Wer weiß. Es soll ja viele einsame, verwirrte Männer geben, die so entsetzlich einsam und verwirrt sind, dass sie sogar Frau Berben erotisch finden.