Liberia bietet Kindersoldaten neue Karriere

UNO will Reintegration von Sierra Leones Kindersoldaten einstellen. Die können dann in Liberia neu antreten

BERLIN taz ■ Weil 1,4 Millionen Dollar fehlen, könnten tausende ehemalige Kindersoldaten in Sierra Leone zurück in den Krieg getrieben werden. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef drohte am Dienstag mit der Einstellung seiner Reintegrationsprogramme für rund 7.000 Kindersoldaten in Sierra Leone, wenn nicht sofort 1,4 Millionen Dollar und weitere 2.5 Millionen in der „nahen Zukunft“ zur Verfügung gestellt würden. „Wir werden diese Kurse jetzt auf halbem Wege einstellen“, sagte Unicef-Direktorin Carol Bellamy. „Dann werden tausende von Jugendlichen auf die Straße gesetzt, von denen viele früher Gewehre trugen.“

UN-Hilfswerke sind in Sierra Leone mit der Reintegration von rund 50.000 ehemaligen Bürgerkriegskämpfern beschäftigt. Die Programme werden ständig von Geldnöten geplagt. Da sich aus Sierra Leone auch die Kriegsparteien des benachbarten Liberia rekrutieren, verschärft jeder Rückschlag in Sierra Leone Liberias Krieg. Hochrangige UN-Vertreter kritisierten am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung die andauernde Zwangsrekrutierung von Kindern in Liberia. „Schätzungsweise jedes zehnte liberianische Kind ist irgendwann für den Krieg in Liberia und in Nachbarländern rekrutiert worden“, hieß es.

Liberias Hauptstadt Monrovia blieb unterdessen trotz einer am Dienstagabend von der Rebellenbewegung Lurd (Vereinigte Liberianer für Versöhnung und Demokratie) angekündigten Waffenruhe umkämpft. Nach Regierungsangaben eröffneten die Rebellen im Nordosten der Stadt eine neue Front. Auf der Liberia-Friedenskonferenz in Ghana lehnten die Rebellen einen Friedensplan ab, der den Rücktritt von Präsident Charles Taylor zugunsten einer Übergangsregierung ohne führende Beteiligung der Rebellen vorsieht.

Taylor kündigte unterdessen gegenüber der New York Times seinen Rücktritt „innerhalb der nächsten zehn Tage“ an. Eine öffentliche Erklärung Taylors sei für Samstag geplant. Taylor wolle die Macht an den Sprecher des Repräsentantenhauses, Yundueh Monorkomna, übergeben. D.J.