Geld für Forschung

Föderalismus-Kommission ist noch nicht gegründet – aber Leibniz-Präsident Henkel fürchtet schon um Bundesmittel

BERLIN taz ■ Noch ist offen, wer auf der Namensliste der Föderalismus-Kommission steht, die umfassend die Zuständigkeiten von Bund und Ländern entflechten soll. Aber die Themenliste wird täglich länger: Gestern meldete sich der „Anhänger der Entflechtung“ Hans-Olaf Henkel zu Wort – mit einer Überraschung. „Forschung gehört nicht entflochten, sondern verflochten“, sagte er.

Der Sinneswandel Henkels, der gern über das Tempo der Kultusminister spottet, hängt mit der Finanzkraft der 80 Forschungsinstitute der Leibniz-Gemeinschaft zusammen, die er als Präsident vertritt. Denn den Leibniz-Instituten würden künftig 370 Millionen Euro fehlen – die Hälfte des Etats –, wenn der Bund seine Pläne umsetzt und künftig nur Großforschungseinrichtungen wie Max-Planck-Gesellschaft oder Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert. Die Länder sollen die Leibniz-Institute übernehmen.

Henkel meinte, es sei unsinnig, Leibniz völlig den Ländern zu überlassen. „Warum sollte zum Beispiel der Finanzminister in Stuttgart allein mit baden-württembergischen Steuergeldern die deutsche Sprache pflegen?“, fragte Henkel. Das wäre aber die Folge, wenn der Bund sein Geld aus dem in Mannheim gelegenen „Institut für Deutsche Sprache“ zurückzieht. Ähnlich ginge es dem Deutschen Übersee-Institut in Hamburg, dem Deutschen Museum in München, dem Deutschen Bergbau-Museum in Bochum. Sie alle gehören zu Leibniz.

Mit Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hat Henkel über sein Problem allerdings noch gar nicht gesprochen. Bulmahn ließ indes ausrichten, „für Herrn Henkel stünde ihre Tür stets offen“. Vielleicht muss die Föderalismus-Kommission über Forschung gar nicht mehr sprechen.

CHRISTIAN FÜLLER

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