IG Metall erschuftet Jobs

BOCHOLT taz ■ Die Siemens-Standorte Kamp-Lintfort und Bocholt sind gerettet. Nach einem Verhandlungsmarathon über zwei Tage und Nächte haben sich der Vorstand der Siemens AG und die IG Metall jetzt auf einen Ergänzungstarifvertrag für die Mitarbeiter der Standorte geeinigt.

Dieser Vertrag soll zum 1. Juli 2004 in Kraft treten und für zwei Jahre gelten. Kernstück der Vereinbarung ist die Verlängerung der Arbeitszeit auf eine 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich. Außerdem gibt es kein Weihnachts- und Urlaubsgeld mehr, sondern eine erfolgsabhängige „Jahreszahlung“. Siemens-Chef Heinrich von Pierer zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Die jetzt für Kamp-Lintfort und Bocholt gefundene Lösung ist ein Sieg der Vernunft.“ Arbeitgeber und Arbeitnehmer hätten bewiesen, „dass es realistische Möglichkeiten gibt, dem Abbau von industriellen Arbeitsplätzen in Deutschland zu begegnen“. Siemens habe immer um die Arbeitsplätze kämpfen wollen: „Für Nordrhein-Westfalen hat sich dieser Kampf nun gelohnt. Ich bin zuversichtlich, dass wir weiter lokale Bündnisse für Arbeit abschließen können.“ Das heißt nichts anderes, als dort von den Flächentarifen abzuweichen, „wenn dadurch Arbeitsplätze gesichert und die Wettbewerbsfähigkeit hergestellt werden kann“, wie von Pierer sagt.

Der IG Metall-Bezirksleiter in NRW, Peter Gasse, sagt: „Die Standorte sind erhalten, aber die Einschnitte, die unsere Kollegen dafür hinnehmen müssen, sind verdammt hart.“ Er erwarte von der Politik ein sofortiges Ende der massiven Investitionszuschüsse bei Arbeitsplatzverlagerungen. Dafür dürften Steuergelder nicht verschwendet werden. Zur weiteren Standortsicherung seien Investitionen für neue Produkte und Technologien an beiden Standorten geplant, so Gasse.

Der Kamp-Lintforter Bürgermeister Christoph Landscheidt (SPD) zeigte sich erleichtert über die Nachricht: „Gerade die Bestandssicherung für zwei Jahre gibt dem Standort eine Atempause.“ A. FLORIÉ