Ginkgo vom MP
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Hannover taz ■ „Enkelin und Opa brauchen Becci für Europa“, reimten Transparente. Trecker, Atomfässer und Plakate schufen gestern Abend Gorleben-Demo-Atmosphäre in Hannover. Die Fraktion der Grünen verabschiedete sich mit einer Party von der Frau, die der Partei im Land lange ein Gesicht gegeben hatte. Rebecca Harms geht nach zehn Jahren in der Landtagsfraktion in Hannover ins EU-Parlament. Am 13. Juni hatten die Grünen mit ihr als Spitzenkandidatin mit 11,9 Prozent das beste Wahlergebnis bei Europawahlen überhaupt eingefahren. In ihrem Wahlkreis im Wendland kamen die Grünen auf satte 47,7 Prozent. Dennoch brachte Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) brav einen 1,60 Meter hohen Ginkgo-Baum samt Ginkgo-Gedichtband von Goethe vorbei. Harms’ Nachfolger Stefan Wenzel zitierte aus einem 5.000 Jahren alten Orakel, dem „Buch der Wandlungen“, in dem ungefähr steht, dass es auch im fernen Brüssel oder Straßburg wichtig ist, die Bindungen nach Hause zu erhalten. Natürlich wird der 14-köpfigen Fraktion die gelernte Landschaftsgärtnerin und Filmemacherin fehlen. Es gibt auch Abgeordnete, die sagen, Harms hätte ihre Truppe nach sechs Jahren als Fraktionschefin im Stich gelassen. Noch am Nachmittag hatte Harms, ungeduldig auf ihrem Stuhl im Plenum ruckelnd, an ihrer letzten Rede gefeilt. Scharf und sachlich wie immer ging es ihr um Spezielles: Energie und Atom, ein Feld, das demnächst der Lüneburger Abgeordnete Andreas Meihsiehs beackert. Nur eins war gestern anders als in den langen Jahren zuvor: es gab matten Beifall von CDU und FDP. ksc