Auf der Suche nach starken Frauen

Vor einem Jahr ging die CDU mit 12 neuen weiblichen Gesichtern auf Stimmenfang. Eine moderne Großstadtpartei wollte sie auf diesem Weg werden. Doch seitdem hat man nicht mehr viel gehört von den Vorzeige-Damen

Bremen taz ■ Überhaupt nicht untergegangen seien die „starken“ CDU-Frauen, mit denen die Christdemokraten bei den Bürgerschaftswahlen vor einem Jahr auf Stimmen im weiblichen Wahlvolk hofften – die Bürgerschaftsabgeordnete Sandra Ahrens ist empört. „Wir haben bundesweit die größte Frauenquote, auch wenn wir vielleicht die Grünen nicht so schnell überholen werden“, sagt die 30-jährige Jugend- und Umweltpolitikerin. Immerhin seien 12 von 29 CDU-Abgeordneten Frauen.

Dass von diesen nur sehr wenige mit öffentlichen Äußerungen auffallen, läge zum einen daran, dass wie sie selbst etwa die Hälfte der Frauen Bürgerschafts-Neulinge sind und zum anderen an der Struktur der Partei, sagt Ahrens. Zu politischen Themen äußern sich öffentlich nur die jeweiligen Sprecher und Sprecherinnen der Fraktion. Wirtschaft, Gesundheit, Europa, Kultur, Justiz und Frauen sind in Frauenhand, für Ahrens ein Beweis dafür, dass sie und ihre Geschlechtsgenossinen nicht nur dem schönen Schein dienen, sondern auch „ran“ gelassen werden, wenn es um Positionen geht. Dass sie selbst nicht den Zuschlag für Jugendpolitik bekommen hat, sondern der gleichzeitig mit ihr gewählte Michael Bartels, findet sie nicht dramatisch. Angst vor deutlichen Worten hat die Vorsitzende der Bremer Frauenunion jedenfalls nicht. So servierte sie auf einer Diskussionsveranstaltung zum Kopftuchstreit die CDU-Position – Kopftuch nein, Kippa und Habitat ja – wohlwissend, dass sie sich damit keine Freundinnen machte.

Besser bekannt als Ahrens und mit mehr Macht ausgestattet ist Cathrin Hannken, 31, seit 1995 in der Bürgerschaft, justizpolitische Sprecherin und Mitglied im Landesvorstand. Dass von ihr in der letzten Legislaturperiode wesentlich mehr zu hören war, sei kein Wunder, sagt sie. Als stellvertretende Vorsitzende des Zechbau-Untersuchungsausschusses hat es an Medienaufmerksamkeit nicht gemangelt. Jetzt habe sie sich entschieden, erst einmal Fuß als Anwältin zu fassen. Das Gerücht, dies sei ihr von CDU-Männern nahe gelegt worden, um nach den nächsten Wahlen Aussichten auf einen Platz im Senat zu haben, weist sie zurück. „Ich bin Fan des Teilzeit-Parlaments und will einen vernünftigen Berufseinstieg.“ Als Abgeordnete habe sie fest gestellt, noch nie in so viele Debatten verwickelt gewesen zu sein wie im letzten Jahr. Frauenpolitisch habe sich die CDU durchaus gewandelt, inhaltlich und personell, findet Hannken. Dabei gilt das zunächst nur für das Parlament, in den Senat hat die CDU immer noch keine Frauen entsandt, dafür gibt es immerhin zwei Staatsrätinnen. „Es ist so wie überall, je weiter man nach oben kommt, desto dünner wird die Luft“, so Hannken.

Bei der SPD ist eine wie Hannken derzeit nirgendwo zu entdecken. Zwar stimmt die Quote, aber junge Frauen sind rar gesät. „Wir müssen auch an unserer Modernisierung arbeiten“, räumt Carmen Emigholz, Vorsitzende des Unterbezirks Stadt, ein. Wenn es um Einflussmöglichkeiten gehe, hätten es Frauen bei der SPD leichter, glaubt sie. „Wir sind nicht so hierarchisch organisiert wie die CDU.“

E. Bruhn