Zusammengefaltet

Landesbanken, Eichämter, Energieversorger: Sparzwang führt im Norden zu Kooperation und Fusion – und zu massivem Arbeitsplatzabbau

aus HamburgPETER AHRENS

Das Fusionsfieber geht um. Die öffentlichen Kassen sind leer, und den Regierungen gilt Zusammenlegen dann stets als probates Mittel. Ob es Statistische Landesämter, Landesbanken oder Eichämter sind – Hamburg und Schleswig-Holstein vergessen über den Sparzwang auch ihre politischen Differenzen, die eine rot-grüne Regierung in Kiel und eine CDU-FDP-Schill-Koalition in Hamburg haben.

So soll die Zusammenlegung der Statistikämter bis zum Jahreswechsel perfekt sein. Während Hamburgs Amtsleiter Wolfgang Bick die offizielle Version vertritt, dass man künftig „effektiver und wirtschaftlicher arbeiten“ könne, gibt es intern Unruhe. Eine weitere Verdichtung der Arbeit wird im Hause befürchtet – das Landesamt wurde in den vergangenen 15 Jahren bereits von 350 auf 200 MitarbeiterInnen gestutzt. „Wir sind bemüht, den Qualitätsstandard zu halten“, sagt Dieter Buch, im Amt zuständig für Informationsmanagement.

Die zwei Landesbanken im Norden haben den Schritt bereits vollzogen, der den Statistikern noch bevorsteht. Seit diesem Jahr gibt es die HSH Nordbank mit Sitz in Hamburg und Kiel, einem Vorstandschef aus Hamburg und mit Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) einer Aufsichtsratsvorsitzenden aus Kiel. Beiden Seiten ist es gelungen, den Zusammenschluss relativ geräuschlos zu vollziehen – was nicht darüber hinwegtäuscht, dass als Folge der Fusion der Stellenabbau bei dem neuen Bankriesen betrieben wird: Bis 2006 sollen 800 Jobs verschwinden. Ein Missklang war zudem die rauschende sündhaft teure Fusionsparty in der Color Line Arena in Hamburg, bei der extra Rockstar John Bon Jovi zu einem Konzert eingeflogen wurde.

Kooperation zwischen Rot-Grün und Schwarz-Schill haben die Finanzchefs der beiden Länder, Wolfgang Peiner (CDU) und Ralf Stegner (SPD), auch auf anderem Felde betrieben. Fast unisono verkündeten beide Regierungen Anfang Juli, BeamtInnen Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu kürzen – und verhindern damit, dass sich junge BeamtInnen ins Nachbarland absetzen, weil ihnen dort mehr Geld winkt.

Während auf der Ämterebene trotzdem noch relativ kleinteilig fusioniert wird, wird im ehemals staatlich kontrollierten Energiebereich schon die ganz große Kugel geschoben. Die Hamburgischen Electricitätswerke sind vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall geschluckt worden, und der Strom- und Gasriese E.on hat seine norddeutschen Töchter Schleswag in Schleswig-Holstein und HeinGas in Hamburg zur E.on Hanse verschmolzen. Die Zentrale sitzt ab Herbst strategisch günstig in Quickborn im nördlichen Hamburger Speckgürtel. 40 Millionen Euro will E.on damit einsparen – 500 Arbeitsplätze sollen dafür dran glauben.