Sensibilisieren und registrieren

Konsequenz aus tödlichem Angriff einer psychisch Kranken gegen Nachbarin: Behörden beschließen bessere Vernetzung, um auf aggressive Kranke schneller zu reagieren

taz ■ Die Bremer Behörden wollen alles tun, damit gegen psychisch Kranke, die ihren Mitmenschen gefährlich werden können, schnell eingeschritten wird. Herzstück eines Maßnahmenkataloges, der nun umgesetzt werden soll, ist ein verbessertes Meldesystem besonders zwischen Gesundheitseinrichtungen, Polizei und Justiz.

Das ist das Ergebnis einer über vierstündigen Sitzung, an der gestern rund 25 BehördenvertreterInnen beteiligt waren. Trauriger Anlass war der Messerangriff einer psychisch Kranken (41), die morgens in die Wohnung ihrer Nachbarin (25) eingedrungen war und die Jüngere erstach.

Der Fall hatte über die Tat hinaus Entsetzen hervorgerufen, nachdem bekannt wurde, dass die Jüngere schon Anzeige erstattet hatte, weil sie bedroht worden war – aber erst nach ihrem Tod klar wurde, dass die Angreiferin wegen ihrer Gewalttätigkeit und vieler anderer Delikte laufend auffiel. Auch war sie vor Jahren in die Psychiatrie zwangseingewiesen worden. Dennoch hatte die Polizei dem Sozialpsychiatrischen Dienst keine Mitteilung gemacht. Zugleich hob ein Richter – entgegen ärztlicher Gutachten – die Betreuung für die Kranke auf.

Künftig soll sich eine Arbeitsgruppe regelmäßig mit ähnlichen Problemfällen befassen. Auch sollen insbesondere Polizeibeamte entsprechende Schulungsangebote erhalten. Vor allem aber soll geprüft werden, ob im Anzeigenregister (ISA) der Polizei auch Psychiatrieeinweisungen registriert werden können, damit Behörden frühzeitig aufmerksam werden – und Anzeigen entsprechend würdigen. ede