Wochenübersicht: Konzert
: Daniel Wiese hört auf den Sound der Stadt

b-flat, Rosenthaler Straße 13, 29. 7., 21 Uhr

Café Moskau, Schillingstraße/Karl-Marx-Allee, 30. 7., 20 Uhr

Das Reine ist das Gute. Schauen wir mal in der deutschen Seele nach: Es gibt den „reinen Wein“, die „reine Jungfrau“ und die „reine Wahrheit“, es gibt Kants „Kritik der reinen Vernunft“. Mit unreiner Vernunft hätte sich der alte Kant gar nicht abgegeben, vermute ich jetzt mal. In der Musik gibt es auch so eine Strömung, „unplugged“ heißt das dann und steht für ehrlichen Rock, der nach Männerschweiß riecht. Seltsame Allianzen tun sich da auf, denen sich der Cellist Ulrich Maiss jedoch glatt verweigert. „Cellectric – plugged“ heißt sein Konzert am Samstag im Ballhaus Naunynstraße. Auf dem Programm stehen Stücke mit so schönen Namen wie „Cello-Machine“, wohinter sich der Versuch verbirgt, Lou Reeds Noise-Klassiker „Metal-Machine“ aufs Cello zu übertragen. Wer den Samstagabend lieber etwas lockerer ausklingen lassen will, bitte schön: In der Junction Bar spielen die „Funkateers“, fünf lustige Herren mit Sonnenbrille und weißen Anzügen, 70er-Jahre Mucke, „als sei sie erst gestern geschaffen worden“. Am Dienstag könnte man auf einen Sprung ins B-Flat in der Rosenthaer Straße vorbeischauen, was die „VocaLiesen“ dort so treiben. Der Name ist eine dieser lästigen Neue-Mitte-Wortschöpfungen, andererseits singen die vier Damen recht mutig eine Mischung aus Rio Reiser, Schubert und Eigenem. Könnte ganz nett werden. Den Mittwoch schließlich sollte man unbedingt für das Café Moskau freihalten, wo jemand zu Wort kommen wird, der niemals wie soeben ich etwas „ganz nett“ gefunden hätte. Eine Stimme aus dem Totenreich, gespeichert auf Tonband. Sie gehört Theodor W. Adorno, der Sätze sagen wird wie: „Der Ressentiment-Hörer, im Protest gegen den Musikbetrieb scheinbar nonkonformistisch, sympathisiert zumeist mit Ordnungen und Kollektiven um ihrer selbst willen.“ Danach soll Adorno-kompatibel aufgelegt werden.

Junction Bar, Gneisenaustr. 18, 26. 7., 22 Uhr

Ballhaus Naunynstraße, Naunynstraße 27, 26. 7., 21 Uhr