Lichtblick für Tegel

Seit 34 Jahren berichtet das Magazin „lichtblick“ aus der JVA Tegel. Es wird jetzt mit einer neuen Maschine gedruckt

Die alte Druckmaschine gab den Geist auf. Sie hat lange durchgehalten. Seit 34 Jahren geben Insassen der Justizvollzugsanstalt Tegel den lichtblick heraus. Bis zu sechsmal im Jahr wird das Magazin von Strafgefangenen geschrieben, gedruckt und vertrieben. Gestern stellten Redaktion und Förderverein ihre neue Errungenschaft vor: eine „Heidelberg GTO 46“, einen Klassiker unter den Druckmaschinen.

Der lichtblick war gerade ein Jahr alt, als er auch von der Politik wahrgenommen wurde: Die damalige Regierungsdirektion forderte die schreibenden Gefangenen auf, „Stellung zu nehmen und Vorschläge zu machen“. Das war im Oktober 1969. Seitdem ist viel passiert. Sechs hauptamtliche Redakteure kommentieren aktuelle Geschehnisse, berichten über Probleme der 1.700 Inhaftierten und behandeln justizpolitische Themen. Redakteur Zemal S. sitzt seit über 10 Jahren. Er will nicht nur „verwalteter Mensch sein“, sondern für Verbesserungen schreiben.

Bei einer Auflage von 6.500 Exemplaren hat die Knastzeitung inzwischen einen großen Leserkreis – weit über die Gefängnismauern hinaus. Regelmäßig geht ein Paket ins Abgeordnetenhaus. In Tegel selber werden 1.100 Exemplare verteilt.

Für die neue Druckmaschine werden noch 10.000 Euro gebraucht. York Kusterka, Vorsitzender des Fördervereins, will Gefangenen weiterhin ein Forum bieten, denn „nur sie können kompetent über die Umsetzung von Urteilen sprechen“.

HANNES HEINE