Siemens soll bleiben

Betriebsrat erwartet keinen Lohnverzicht in Berlin

Bei Siemens in Berlin sind vorerst keine Arbeitszeitverlängerungen ohne Lohnausgleich zu erwarten. Eine derartige Diskussion gebe es für die Berliner Werke zurzeit nicht, sagte gestern der Konzernbetriebsratschef Georg Nassauer der taz. Dennoch könnten die Vereinbarungen von Bocholt und Kamp-Lintfort „Fernwirkungen“ erzielen, befürchtet Nassauer.

Die IG Metall hatte für die nordrhein-westfälischen Werke Kamp-Lintfort und Bocholt eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich akzeptiert. Mit dieser deutlichen De-facto-Lohnkürzung soll die von der Konzernleitung angedrohte Verlagerung von rund 2.000 Arbeitsplätzen nach Ungarn verhindert werden, wo die Belegschaften deutlich weniger als in Deutschland verdienen.

Die Situation in den beiden NRW-Werken sei mit der in den Berliner Standorten nicht vergleichbar, betonte Nassauer. In Berlin würden unter anderem Gasturbinen, Schaltanlagen, Motoren und die so genannte weiße Ware (Waschmaschinen etc.) produziert, in Nordrhein-Westfalen sei es unter anderem um die Handy-Produktion gegangen. Allerdings sei die Produktion der weißen Waren in Deutschland zurzeit insgesamt gefährdet, räumte Nassauer ein.

In Berlin ist Siemens nach der Deutschen Bahn AG das zweitgrößte Unternehmen, es beschäftigt nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) rund 15.400 Mitarbeiter. Siemens-Beschäftigte waren bereits im Juni bei einem bundesweiten Aktionstag an den Siemens-Standorten in Spandau und Tiergarten auf die Straße gegangen, um gegen Arbeitsplatzabbau und Lohnkürzungen zu demonstrieren. Bundesweit hat Siemens rund 170.000 Beschäftigte. ROT

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