Alex-Manhattan löst sich auf

Investoren: Die Hochhäuser werden vorerst nicht gebaut, sie rechnen sich nicht. Platz wird dennoch umgestaltet. Anders als Vorgänger Strieder redet Bausenatorin Junge-Reyer die Pläne nicht schön

VON STEFAN ALBERTI

Es sollte nur um die Platzgestaltung gehen. Darum, dass das zukünftige Fünfeck des Alexanderplatzes durchweg gepflastert und weitgehend frei, ein steinerner Platz sein soll. Doch zugleich räumten Senat und Investoren gestern ein, dass es die geplanten 150-Meter-Hochhäuser am Alex auf absehbare Zeit nicht geben wird. Eine „Phalanx von Hochhäusern“ hinzustellen rechne sich derzeit nicht, sagte der Chef des Investors und „Park Inn“-Eigners Deutsche Interhotel. Ab 2005 sollen mit dem etwa 10 Millionen Euro teuren Platzumbau erste der 36 Meter hohen Bauten entstehen, die ursprünglich lediglich als Sockel gedacht waren.

Im Lichthof der Stadtentwicklungsverwaltung in Mitte steht seit längerem ein mehrere Quadratmeter großes Berlin-Modell. Noch bei der gestrigen Präsentation symbolisierte darauf ein knappes Dutzend hellbrauner Holzklötzchen jenes Manhattan am Alex, das bis 2013 entstehen sollte. Doch nach dem, was Investoren direkt neben dem Modell sagten, müsste die Senatsverwaltung die Klötzchen besser abräumen. Wie Interhotel-Mann Martin Ernst sah auch Projektmanager Robert Leibl vom Investor Hines vorerst keine Chance, nicht bloß den Sockel, sondern auch einen Turm darauf zu bauen. Den Grund sieht Ernst im Wesentlichen in der wirtschaftlichen Misere im ganzen Land.

Ingeborg Junge-Reyer (SPD) als zuständige Senatorin ging mit diesen Äußerungen anders um, als es ihr Vorgänger Peter Strieder vermutlich getan hätte. Der, ein absoluter Fan des Hochhausprojekts, hätte sich vermutlich bemüht, die Sache lächelnd schönzureden. Junge-Reyer hingegen lächelte nicht: „Wir nehmen diese Bedenken sehr ernst“, sagt sie, und letztlich müssten die Investoren entscheiden.

Sowohl für Junge-Reyer wie die Investoren funktioniert ein neuer Alexanderplatz, auf ein Fünfeck eingegrenzt, auch allein mit den Sockelbauten. Die sollen etwa so hoch werden wie die vorhandenen Gebäude. „Die Umgestaltung kann nicht warten, bis die Hochhausbebauung kommt“, sagte die Senatorin. Sie sprach sich dagegen aus, den Platz mehr zu unterteilen, etwa einen Skaterpark einzurichten, damit der Alex für vielfältige Veranstaltungen offen bleibt. Den Wettbewerb für die Platzgestaltung gewann ein Entwurf des Hamburger Architekten Hinnerk Wehberg.

Wehberg schwebt ein weitgehend freier Platz vor. Erhalten bleiben Brunnen, Weltzeituhr, U-Bahn-Zugänge und Toilettenhäuschen. Mit einem solchen Minimalkonzept war Wehberg auch 2000 in Dresden für den Altmarkt erfolgreich, damals wie gestern begeisterte er sich für einen „steinernen Platz“ und zog Parallelen zu der von ihm gestalteten Expo Plaza in Hannover.

Die Hochhauspläne waren Anfang der 90er entstanden. Die Grünen-Fraktion lästerte nach Amtsantritt von Rot-Rot, dass nun ausgerechnet mit der PDS im Senat im Zentrum Ostberlins ein Manhattan entstehen sollte.