RUDIFADO: 48 FINALE ZEILEN FÜR DEUTSCHLAND

Niemals, nicht in unseren kühnsten Träumen wäre es uns in den Sinn gekommen, dass diese kleine, bescheidene Kolumne jemals eine solch nachgerade prophetische Sprengkraft entwickeln würde. Das begann mit dem Titel, der – ursprünglich allein aus klanglichen Gründen entwickelt – den Namen eines mittlerweile als nationaler Teamchef zurückgetretenen Schnauzbarts mit der Bezeichnung einer mittlerweile als nationales Symbol totgetretenen Musikrichtung verband, nun aber in seinem traurigen Grundrhythmus den Abschied Völlers vorausnahm. Die Prophetie setzte sich für den, der zwischen den Zeilen zu lesen verstand, fort in den Texten, die wie Lackmuspapier das Innenleben der Fußballnation abbildeten: „Schatten auf der strahlenden Sonne an Portugals Himmel“ wurden hier am 14. 6. diagnostiziert, eine nur leidlich verklausulierte Methapher für die Schatten auf Völlers Seele. Am 15. 6. war an dieser Stelle die Rede vom „deutschen Kutter“, was, nun sind wir schlauer, schon damals implizierte, dass der schon zu diesem Zeitpunkt längst leckgeschlagen war. Und am 19. 6. schließlich wurde aus dem Teamchef ein „Rudis Völlers“ mit potenziell „lettischer Uroma“, bereits die folgende Fahnenflucht vorausahnend. Diese Zeichen, nach bislang gerade mal oberflächlicher Textexegese an die Oberfläche des kollektiven Bewusstseins geschwemmt, wer sie zu deuten verstanden hätte, der hätte sie bloß noch lesen müssen. Hier standen sie. Exklusiv. Man hätte es wissen können. Nun aber ist es zu spät. TO