Krise schlägt auf Arbeitsmarkt durch

Deutlicher Anstieg der Erwerbslosenzahlen in allen norddeutschen Bundesländern. Moderater Zuwachs in Bremen, zweistellig in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Im Februar wird Marke des Vorjahres wohl übertroffen werden

Die Konsequenzen der weltweiten Wirtschaftskrise kommen jetzt auch auf dem Arbeitsmarkt in Norddeutschland an. In allen fünf Küstenländern stieg im Januar die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Dezember 2008 deutlich an. Dennoch liegen die Quoten überall niedriger als vor einem Jahr. Befürchtet wird jedoch, dass spätestens im Februar die Arbeitslosenquoten flächendeckend höher sein werden als im Februar 2008.

Spitzenreiter ist weiterhin Mecklenburg-Vorpommern: Hier sind 134.817 Menschen arbeitslos, das ergibt eine Quote von 15,4 Prozent. Im Dezember lag sie noch bei 13,5 Prozent, vor einem Jahr bei 16,5 Prozent. In Bremen fällt der Anstieg mit 5,7 Prozent gegenüber Dezember noch vergleichsweise moderat aus. 36.902 Arbeitslose ergeben eine Quote von 11,5 Prozent gegenüber 12,2 Prozent im Januar des Vorjahres.

Deutlich höher fällt der Anstieg in Hamburg mit 9,4 Prozent zum Vormonat aus, Schleswig-Holstein und Niedersachsen weisen mit 10,7 und 10,8 Prozent sogar zweistellige Zuwachsraten auf. In Hamburg sind jetzt 76.200 Menschen arbeitslos, das sind 8,5 gegenüber 8,7 Prozent vor einem Jahr. In Schleswig-Holstein sind 115.149 ohne Arbeit, mit 8,1 Prozent liegt die Quote nur noch knapp unter der Marke von 8,4 Prozent im Januar 2008. Auch Niedersachsen nähert sich mit 319.658 Arbeitslosen dem Vorjahreswert an: Die Erwerbslosenquote liegt mit 8,1 Prozent nur wenig unter den 8,6 Prozent im vergangenen Januar.

Dieser Anstieg im Winter sei saisontypisch, sagte der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Jürgen Goecke. Allerdings mache sich nun die schlechte konjunkturelle Lage bemerkbar. Dies zeige sich an der verstärkten Nutzung der Kurzarbeit. Die Arbeitsagentur unterstütze dieses Instrument, weil dadurch qualifizierte Fachkräfte auch in schlechten Zeiten im Unternehmen gehalten werden könnten.

Als positiv wertete er hingegen den Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze, deren Zahl in allen fünf Bundesländern höher liegt als vor einem Jahr. Das allerdings ist nicht verwunderlich, eben weil die Arbeitslosenquoten überall leicht unter den Vorjahreswerten liegen – noch. SVEN-MICHAEL VEIT