Netikette

Gegründet wurde die Internet Engineering Taskforce (IETF) 1986, doch ihre Wurzeln reichen zurück bis zu den Ursprüngen des Internets in den 60er Jahren. Mit staatlichem, vor allem US-amerikanischem Geld wurde in kleinen Wissenschaftlerzirkeln am Network Control Protocol (NCP), am File Transmission Protocol, am Transmission Control Protocol (TCP) und dem Internet Protocol (IP) gearbeitet. TCP/IP ist die Grundlage der Internetkommunikation. Akzeptiert wurde von den IETF-Vorfahren und Vätern, was sich im Gebrauch bewährte.

Rund um die IETF rankt sich eine ganze Suite von Selbstregulierungsorganisationen, wie das für generelle Fragen der Netzarchitektur zuständige Internet Architecture Board (IAB) oder die Internet Society (ISOC). Vorsitzende des IAB ist derzeit zum ersten Mal eine Frau, Leslie Daigle, Mitarbeiterin von VeriSign. Die ISOC wurde 1992 gegründet, um der lose organisierten Arbeit der IETF ein juristisches Dach zu geben. Die ISOC ist eine nichtkommerzielle Organisation mit 150 institutionellen Mitgliedern und 14.000 Privatmitgliedern in 180 Ländern.

Die Verflechtung zwischen den Organisationen ist komplex: die ISOC-Präsidentin, derzeit Lynn St. Amour, ernennt den Vorsitzenden des Nominierungskomitees, der seinerseits die Bereichsdirektoren in der Internet Engineering Steering Group (IESG) benennt. Über das IAB wiederum bestimmt die IETF drei Mitglieder im obersten Gremium der ISOC, dem Board of Trustees. Das IAB ist außerdem verantwortlich für die Internet Research Task Force, die Nummern, Namens- und Protokollregistratur IANA und den RFC-Editor.

Der klassische Weg der Standardentwicklung verläuft in drei Schritten. Eine Arbeitsgruppe zu einem erkannten Problem trifft in einem „Birds of a Feather“-Treffen, einem BoF, sozusagen „Leute vom gleichen Schlag“ und identifiziert das Problem. Eine Design-Gruppe entwirft die Anforderungen, und dann legen die Entwickler los. Standardvorschläge werden von der Arbeitsgruppe auf Herz und Nieren geprüft, konkurrierende Vorschläge auf Stärken und Schwächen gecheckt. Nachdem die alten Zeiten, in denen die Arbeitsgruppen nur aus einer Hand voll Experten bestanden, vorbei sind und die Wissenschaftler mehr und mehr von Unternehmensvertretern abgelöst werden, spielen auch Patente eine Rolle.

Normalerweise ist der Standardprozess dreistufig, nach dem Standardvorschlag kommt ein Standardentwurf, der wiederum mehrfach kritisiert wird und im Idealfall, bei Konsens in der Gruppe, über den Direktor des übergeordneten Bereichs der IESG vorgelegt wird. Dort wird entschieden, ob der Standard verabschiedet und damit Vollstandard wird. Sanktionen für den Einsatz gibt es nicht, ihre Legititimation beziehen die Standards nicht von Regierungen, sondern nur durch die auf die Sacharbeit begründete Autorität.

Die Arbeitsweise und das soziale Gefüge der IETF ist ein Unikum im Konzert der vielen Standardisierungsorganisationen von ISO bis zur International Telecommunciation Union ITU. Auch deutsche Sozialwissenschaftler haben sich Mitte der 90er der Geeks angenommen. Die Studie „Standard Development as Techno-social Ordering“ von Sabine Helmers, Ute Hoffmann und Jeanette Hofmann versucht am Beispiel der Einführung der nächsten IP-Version, Ipv6, die Frage zu beantworten, wer letzten Endes die Richtung bestimmt, in die das Netz sich entwickelt. Links: www.ietf.org, www.iab.org, www.isoc.org, http://duplox.wz-berlin.de/docs/ipng/ ME