Freie Künstler wollen unbedingt wieder in den Bunker

Ein Hochbunker in Köln-Ehrenfeld soll nach jahrelangem Brachliegen zu einem neuen Zentrum für freie Kunst ausgebaut werden. Bislang laufen Ausstellungen nur mit Sondergenehmigung. Die Bauaufsicht hat noch Bedenken. Die Stadt ist interessiert, will aber möglichst kein Geld ausgeben

KÖLN taz ■ Eingeklemmt zwischen Wohnhäusern steht in der Ehrenfelder Körnerstraße ein Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein massiver, abweisender grauer Betonklotz, leicht zurückgesetzt, nur notdürftig durch ein paar Sträucher geschönt. Vor Jahren fand hier einmal ein kleines kulturelles Zentrum Unterschlupf – bis es von der Feuerwehr aus Sicherheitsgründen geschlossen wurde. Vor wenigen Wochen hatte eine Kölner Künstlergruppe in dem Bunker mit einer Sondergenehmigung wieder eine Ausstellung ausgerichtet. Kunst im Bunker soll in Zukunft nicht mehr die Ausnahme sein. Auch die Bezirksvertretung ist dieser Meinung. Die letzte Entscheidung aber liegt bei der Bauaufsicht.

„Der Bunker hat mit der deutschen Geschichte mehr zu tun als das Kölner Rathaus. Er hat die Lebensspuren all derer aufgesaugt, die hier Schutz vor Bomben suchten“, überspitzt Fotograf Josef Snobl, der an der jüngsten Ausstellung „Kunst in der Festung“ teilnahm. „Darum muss er als Mahnmal erhalten bleiben.“ Und als Arbeitsplatz für Künstler: „Mit seiner unveränderbaren Architektur und seiner Geschichte ist er eine Herausforderung für jeden, der hier ausstellt.“ Zudem sei es einer der wenigen Räume, die noch nicht institutionalisiert seien, also ideal für die freien Szene.

Direkt neben dem Grundstück, auf dem 1943 der Bunker gebaut wurde, stand bis zur ihrer Zerstörung in der Pogromnacht von 1938 die Ehrenfelder Synagoge. Nach dem Krieg diente der fensterlose Bunker noch zehn Jahre lang als Notunterkunft in der zerbombten Stadt. „Als wir während unserer Ausstellung vor der Tür saßen, kamen viele Menschen aus der Nachbarschaft und erzählten aus dieser Zeit“, berichtet die Kunsthistorikerin Anke Blischies. „Das EL-DE-Haus hat schon gefragt, ob es diese Zeitzeugenberichte haben kann.“ Auch Bezirksvorsteher Josef Wirges ist sich der historischen Bedeutung des Bunkers und der Notwendigkeit eines Veranstaltungsortes bewusst und will das Gebäude erhalten. Nach einer Ortsbesichtigung mit der Feuerwehr ist er optimistisch. „Nur viel kosten darf es natürlich nicht“, schränkt er ein. An der Kostenfrage war schon einmal die Übernahme des Bunkers durch die Stadt gescheitert.

Die Feuerwehr als Hausherr nutzt derzeit das Erdgeschoss als Lager für den Zivilschutz, 3.000 Feldbetten und Rohre sind hier untergebracht. „Gegen eine Nutzung der ersten und zweiten Etage gibt es keine grundsätzlichen Einwendungen“, sagt Feuerwehrdirektor Stephan Neuhoff. Bedenken hat er lediglich, was den Zustand der Beleuchtung, der Hinweisschilder auf Notausgänge und die Zugänglichkeit des Notausgangs selber betrifft. Die Künstler glauben, dass dies mit einfachen Mitteln zu lösen sei. Doch Wirges dämpft ihre Hoffnung: „Ein Besichtigungstermin dieser Behörde steht aber noch nicht fest.“

Die Künstlerin Christa Manz-Dewald kündigt dennoch an, die Gruppe wolle am Ball bleiben. „Wir fangen bald an, Unterschriften für eine Bürgerinitiative zu sammeln.“

Jürgen Schön