Anlegen im Tempelhofer Kulturhafen

Die Ufa-Fabrik hat stets daran geglaubt: Heute soll der Hafen verkauft werden. Geplant ist ein Kulturquartier

Feste feiern kann manchmal etwas nutzen. Nicht nur begeht das Projekt Ufa-Fabrik fröhlich und lebendig 2004 all year round sein 25. Jubiläum, auch das Hafenfest der Alternativcrew aus dem bürgerlichen Tempelhof feierte gestern sein 5-Jahres-Jubiläum. Das Öko-Multikulti-Sommerfest, das längst vom benachbarten Angestelltenmilieu zur Kaffee-und-Kuchen-Sause genutzt wird, gleicht einer Messe der modernen Berliner Hinterhofkultur: vom Öko-Finanzfonds über Fledermaus-Habitat bis hin zur obligatorischen Biorostbratwurst. Um den Gästen zu zeigen, worum es dabei eigentlich geht, gondeln zwei Solarboote im 20-Minuten-Takt von der Ufa-Fabrik rüber auf dem Teltowkanal zum nur wenige hundert Meter entfernten Hafen Tempelhof. Dorthin wollen die Ufa-Planer gerne in einigen Jahren expandieren – ab heute könnte ihre Idee tatsächlich wahr werden. Denn heute will der zukünftige Investor, die Münsteraner HLG Projektemanagement GmbH, den Kaufvertrag für den Hafenkomplex unterschreiben – ein Termin, der in der Vergangenheit mehrfach angekündigt und wieder verschoben worden war.

Ginge es nach dem Amerikaner Michael La Fond, Vorsitzender des Ufa-Fabrik-Vereins Hafen der Kulturen und Leiter des Ufa-Projektebüros Idee22, dann säßen jenseits des Tempelhofer Damms, im Denkmalgeschützen Bau des alten Hafenspeichers schon längst engagierte Leute in ökologischen und Nachbarschaftsprojekten neben Einzelhändlern und Rucksackreisenden. Nach dem heutigen Verkauf könnte es nun in drei Jahren, im September 2007, so weit sein und der etwas heruntergekommene „Te-Damm“ mit seinen Rudis Restrampen und Frisörläden mit „Quickie-Terminen“ etwas Schöneres zu bieten haben.

Dass allein das Lobbying für seine Idee so ausdauernd werden müsste, erstaunt den Stadtplaner La Font immer noch. Das alte Hafengelände, insgesamt 4,4 Hektar groß, wird gegenwärtig von einem Schrotthändler genutzt. Schwierigkeiten machte die komplizierte Eigentümerlage. Der Hafen gehört nämlich nicht Berlin, sondern den drei Landkreisen Dahme-Spreewald, Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark. Die sind sozusagen Erben des Teltow-Vermögens, da Teltow 1920, als durch die Gebietsreform Groß-Berlin entstand, nicht beitreten wollte. Die rund 100 Jahre alte Hafenanlage, die zum Teil auch noch dem Wasser- und Schiffahrtsamt gehört, böte, so La Font, doch fantastische Möglichkeiten, um ein funktionierendes Stadtquartier mit Kultur, Kommerz und Wohnungen entstehen zu lassen.

Das sieht auch der Tempelhof-Schöneberger Bürgermeister Ekkehard Band (SPD) so. Er bedankte sich bei der Eröffnung ausdrücklich bei der Ufa-Fabrik. „Die haben das Thema immer am Kochen gehalten“, sagt er anerkennend. Band ist zufrieden, denn der Hafen ist nicht das einzige Infrastrukturprojekt, das langsam in Gang kommt. Einige Meter weiter entstehen die ebenfalls gemischt genutzten Rathauspassagen, gebaut von der Stoffel Holding. Band erhofft sich dringend einen belebenden Impuls bis hinunter zum Mariendorfer Damm, denn außer Autoschlangen frequentiert dort kaum noch jemand den einst bekannten Ullstein-Kiez.

Nachdem auch die Banken dem 80-Millionen-Euro-Hafenprojekt ihr Wohlwollen zugesichert haben, kann das Architekturbüro Reinhard Müller gleich diese Woche daran gehen, ein Konzept für 13.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, Hotel, Wohnungen und Kulturstätten zu planen. Seit fünf Jahren hatte La Font, auch Dozent an der TU Berlin, mit Studierenden immer wieder Konzepte für das Gelände erstellt und jährlich das Ufa-Hafenfest organisiert. Es hat sich gelohnt, die Ufa wird 2007 mit im alten Hafen sitzen.

ADRIENNE WOLTERSDORF