Offizier büßt für Mord

Erstmals russischer Oberst wegen Verbrechen in Tschetschenien verurteilt. Sprengstoff bei Razzia entdeckt

MOSKAU dpa/ap ■ Zum ersten Mal hat ein russisches Gericht einen Soldaten wegen Verbrechen in Tschetschenien öffentlich verurteilt. Oberst Juri Budanow muss wegen Ermordung einer jungen Tschetschenin für zehn Jahre ins Gefängnis, entschied das Gebietsgericht der südrussischen Stadt Rostow am Don gestern. Das mit großem Medieninteresse verfolgte Verfahren hatte sich über Jahre hingezogen.

Budanow hatte im März 2000 im tschetschenischen Dorf Tangi-Tschu die 18-jährige Elsa Kungajewa als mutmaßliche Rebellin festgenommen und sie nach mehrstündiger Folter getötet. Diplomaten bewerten das Urteil als wichtige Entscheidung zum Schutz der Zivilbevölkerung.

Unterdessen haben russische Sicherheitskräfte bei Moskau ein Sprengstoffversteck ausgehoben und damit nach eigenen Angaben Terroranschläge vereitelt. Unter anderem wurden sechs Sprengstoffgürtel gefunden, die offenbar für Selbstmordanschläge gedacht waren, meldete die Nachrichtenagentur Interfax gestern. Das Versteck habe sich in einem Haus in Tolstopalezewo befunden, etwa 25 Kilometer südwestlich der Hauptstadt.

„Heute haben wir mindestens fünf mögliche Terroranschläge verhindert“, behauptete Innenminister Boris Grislow. Die Behörden erklärten, ein Hinweis einer tschetschenischen Gefangenen habe zu dem Versteck geführt.