zahl der woche
: Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

Zehnmal soviel Sterne wie Sandkörner in der Wüste

Früher haben Poeten und Schlagersänger ahnungslos wie Schafe in den Nachthimmel gestiert. Heraus kamen dabei Verse vom unendlichen Sternenzelt. Heutzutage klären Astronomen die Allgemeinheit auf: Am dunkelsten Ort der Erde sind nur vier- bis fünftausend Sterne mit bloßem Auge sichtbar. Keiner von ihnen ist mehr als ein paar tausend Lichtjahre entfernt, und der Nebelschleier am Firmament namens Milchstraße gehört zu einem nahe gelegenen Spiralarm unserer Galaxie. Ja, die professionellen Sterngucker werkeln emsig an der Dekonstruktion der Unendlichkeit. Sie wissen, welches Alter das Universum hat, dass es sich – noch – mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnt und derzeit flach bis eiförmig ist.

Jetzt haben einige Astronomen auch endlich sämtliche Sterne gezählt. Alle jedenfalls, die mit den derzeitigen Fernrohren und Teleskopen überhaupt sichtbar sind. Es sind siebzig Sextillionen. Das ist die Schätzung des Australiers Simon Driver und seines Forscherteams. Das Team hat einen kleinen Himmelsausschnitt vermessen und das Ergebnis dann extrapoliert, wie es hieß. Die Schätzung wurde diese Woche auf einem Kongress in Sydney bekannt gegeben.

Siebzig Sextillionen. Eine Zahl mit zweiundzwanzig Nullen. Oder anders ausgedrückt: Siebzig Millionen Billiarden.

Simon Driver war denn auch selbst etwas überwältigt von seiner Zahl. Er fand sie „Schwindel erregend“, rettete sich aber in einen anschaulichen Vergleich. Siebzig Sextillionen, behauptet er, das sei ungefähr zehnmal so viel wie alle Sandkörner aller Strände und Wüsten auf der Erde. Die wirkliche Zahl der Sterne könne allerdings noch viel höher sein, so Driver, weil die Teleskope nicht alles erfassen könnten, und manche Leute glaubten eben, die Zahl der Sterne sei unendlich.

Ob die nächstbessere Generation von Teleskopen diesen Glauben bestätigen oder erschüttern wird? Im Moment jedenfalls kann das Universum nicht annährend mit den Rechenergebnissen einiger irdischer Zahlentheoretiker konkurrieren. Die neueste bekannte Primzahl zum Beispiel ist eine mit Abertausenden von Stellen statt mit zweiundzwanzig. Und wenn man die größten überhaupt in Gebrauch befindlichen Zahlen wie Skewes¥-Zahl oder Grahams-Zahl vollständig ausgeschrieben drucken wollte, so gäbe es dafür nicht genügend Atome im Universum.

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