sind sie reformbereit?
: „Der Kapitalismus ist Scheiße“

Der Berliner Politikbetrieb macht Urlaub. Die Reformdebatte führen jetzt die, die es wirklich betrifft – wir alle. Deshalb geht die taz auf die Straße und fragt: Sind Sie reformbereit?

Harald Wolff, 44 Jahre, Taxifahrer

„Das sind keine Reformen, sondern absolute Sozialkürzungen, Einschnitte in die Lebensqualität der Mehrheit der Bevölkerung. Den kleinen Leuten, die schon wenig haben, wird genommen und den Großen gegeben. Das müsste bekämpft werden, indem eine starke linke Partei aufgebaut wird, die die ganze Regierung zum Teufel jagt. Das könnte die KPD sein. Aber in diesem Staat geht das ja nicht. Oder es müssten Demonstrationen organisiert werden. Dazu sind aber die derzeitigen Parteien nicht in der Lage. Deshalb habe ich keine große Hoffnung, dass sich was ändert.

Den Leuten fehlt ja oft auch der Durchblick. Das sind nur paar Schlagzeilen, die als Reformen verkauft werden. Schlimm ist, dass der soziale Status zukünftig vielleicht an den Zähnen zu erkennen ist. Währenddessen steigen die Profite der Unternehmer. Der ganze Kapitalismus ist absolute Scheiße.

Ich fahre seit 1988 Taxi. Zu DDR-Zeiten war ich Dreher und Tischler und habe als Maler und Maurer gearbeitet. Eigentlich reicht es hinten und vorne nicht. Aber im Vergleich zur Weltbevölkerung habe ich zu essen, zu trinken und anzuziehen. Meistens fahre ich Leute, die von den komischen Reformen profitieren. Mit denen kommt man selten ins Gespräch. Die sind abgehoben. Das sind zwei Welten, die aufeinander prallen. Ich fahre sie dahin, wo sie hinwollen, und dann ist gut.“ AUFGEZEICHNET VON
BARBARA BOLLWAHN