Geld in den Gully!

Knapp 130 Liter Abwasser jagt jeder Bundesbürger pro Jahr durch Toiletten und Ausgüsse. Die laufen dann durch ein Abwassernetz, das insgesamt 1,5 Millionen Kilometer lang ist – und zum großen Teil ziemlich veraltet. Den Kommunen fehlt das Geld, die unterirdischen Rohre angemessen in Schuss zu halten. Einige Städte haben eine jährliche Erneuerungsquote von 0,3 Prozent – das bedeutet, die letzten Rohre müssten 300 Jahre warten, bis sie mal ausgetauscht werden.

Hinzu kommt, dass die Netze für eine wachsende Bevölkerung mit hohem Wasserverbrauch ausgelegt sind. Seit Jahren sinkt der Durchschnittsverbrauch aber, seit 1990 allein um 17 Liter pro Kopf. Die Gründe: sinkende Einwohnerzahlen und eine veränderte Wirtschaftsstruktur. Wo zum Beispiel früher im Ruhrgebiet Kolonnen von Bergleuten nach der Schicht Duschen gingen, brauchen heute Dienstleister in Industrieparks Wasser vor allem für ihre Latte Macchiati und die Spülmaschine. Zudem versuchen die Bundesbürger steigende Preise durch geringeren Wasserverbrauch auszugleichen. Und sorgen damit wiederum für steigende Kosten: Denn Kanäle müssen mit teurem Trinkwasser regelmäßig durchgespült werden. Hier müssten die Rohre im Durchmesser also verkleinert werden, wenn man weiterhin sparsam mit Wasser umgehen will.

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft beziffert den Sanierungsbedarf bis 2020 auf rund 100 Milliarden Euro. Gleichzeitig könnten 90.000 Arbeitsplätze entstehen oder zumindest gesichert werden. STEP