VW Brasilien entlässt doch nicht

Druck der Gewerkschaften erfolgreich. Konzernzentrale dementiert Übereinkunft

PORTO ALEGRE taz ■ VW hat die angekündigte Entlassung von 4.000 Arbeitern in Brasilien auf Druck der Gewerkschaften zurückgenommen. Die je nach Fabrik bis 2004 und 2006 geltenden Abkommen zur Arbeitsplatzstabilität würden respektiert, teilten beide Seiten nach Verhandlungen in São Paulo mit. Ein Konzernsprecher erklärte jedoch gestern in Wolfsburg, an den Plänen zur Stellenstreichung habe sich nichts geändert.

Die tausende Obdachlosen, die seit einer Woche ein 170.000 Quadratmeter großes Gelände gegenüber der VW-Fabrik in São Bernãrdo do Campo besetzt halten, möchte der Multi rasch loswerden – ein Räumungsbefehl liegt bereits vor. Denn nach der Ermordung eines Fotoreporters am Eingang zum Zeltlager richtet sich die geballte Aufmerksamkeit der heimischen Medien auf das Gelände, das seit 13 Jahren brachliegt.

Die Obdachlosen, die offenbar mit dem Mord nichts zu tun haben, machen aus ihrer Bewunderung für die Landlosenbewegung MST kein Hehl. Wie die Landlosen seien sie „gegen den Kapitalismus“, bekennt einer von ihnen. Wenn die Landesregierung bis Monatsende keinen Vorschlag zur Lösung des Wohnungsproblems vorlege, könnten weitere Gelände besetzt werden, so eine Obdachlosensprecherin. Allein in São Paulo, wo die Arbeitslosigkeit mit offiziell über 20 Prozent neue Rekorde schlägt, fehlen 600.000 Wohnungen. Bürokratische Hürden und ein unverändert neoliberaler Wirtschaftskurs haben bislang die von der Regierung Lula versprochenen Sozialreformen verhindert. GERHARD DILGER