Express lässt sich Zeit

Ein baldiger Bau des geplanten Rhein-Ruhr-Express wird unwahrscheinlich. Fahrgastverbände fordern nun den Ausbau bestehender Verbindungen

„Eine neue Trasse für den Rhein-Ruhr-Express ist nichts als ein Metrorapid auf Schienen.“

VON KLAUS JANSEN

Schon der Metrorapid hat dem Land Nordrhein-Westfalen kein Glück, sondern teure Entwürfe und einen Koalitionskrach gebracht. Dem Nachfolgeprojekt der Magnetschwebebahn scheint es nicht besser zu ergehen: Die Finanzierung des geplanten Rhein-Ruhr-Express, einer Schnellverbindung zwischen Köln und Dortmund auf neuer Trasse und mit modernem Antriebssystem, ist unsicher. „Es ist illusorisch, dass der Bund angesichts der schlechten Finanzlage so etwas bezahlt“, sagt Jürgen Eichel, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in NRW.

Zwei Milliarden Euro sollte der Bund für die neue Trasse bereitstellen – als Gegenleistung dafür, dass die rot-grüne Koalition in Düsseldorf vor einem Jahr auf den Bau des Metrorapid verzichtet hatte. Davon will man im Bundesverkehrsministerium nun nichts mehr wissen: Konkrete Zusagen über die Höhe der Unterstützung habe es nie gegeben, sagt ein Ministeriumssprecher. Eine für März angekündigte Machbarkeitsstudie ist bis heute nicht vergeben worden. Der Antrag aus NRW sei nicht konkret genug, heißt es: „Zuerst muss klar sein, wie der Rhein-Ruhr-Express aussehen soll. Dann prüfen wir, ob er förderfähig ist.“

Für Dominik Vinbruck, den Vorsitzenden des Fahrgastverbands Pro Bahn im Ruhrgebiet, sind die Entwürfe für den Rhein-Ruhr-Express „durchaus ausreichend“, um eine Machbarkeitsstudie zu vergeben. „Das Verhalten des Bundes hat den Anschein einer Verzögerungstaktik“, sagt er. Da der Bund das Projekt nicht vorantreibe, solle sich die Landesregierung von der Idee einer neuen Trasse lösen, fordert er.

Das sieht auch Jürgen Eichel vom VCD so: „Eine neue Trasse wäre lediglich ein Metrorapid auf Schienen“, sagt er. Wichtiger sei es jetzt, schnell die Engpässe auf der bestehenden Rhein-Ruhr-Schiene zu beseitigen. So müssten zwischen Düsseldorf und Duisburg zwei neue Gleise gebaut und die Bahnhofszufahrten der Verkehrsknotenpunkte Köln und Dortmund erweitert werden. Die Chancen dafür stehen gut, denn im Gegensatz zum Bau einer neuen Trasse sind diese Arbeiten im Verkehrswegeplan des Bundes vorgesehen.

Auch erste Koalitionspolitiker in Düsseldorf rücken vorsichtig von der Idee des Rhein-Ruhr-Expresses ab. „Grundsätzlich sollte man an so einem ehrgeizigen Ziel festhalten, aber vor 2012 ist eine neue Trasse kaum realistisch“, sagt Oliver Keymis, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Der lärmarme und innovative Express, immerhin Teil des rot-grünen „Düsseldorfer Signals“, ist heute für ihn nur noch ein „Idealfall“. Der Bund allein könne das nicht finanzieren, deswegen müsse man über ein „Public-Private-Partnership“-Modell nachdenken, sagt Keymis. Aber: Bislang ist kein privater Partner in Sicht.

Auch die SPDhofft auf private Investoren. An einer neuen Trasse führe jedoch kein Weg vorbei, sagt der verkehrspolitische Sprecher Gerd Wirth: „Schnell, pünktlich und in kurzem Takt, das geht nicht auf den bestehenden Gleisen.“ Er hofft, dass der Bund bezahlt. Im Juli werden Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (beide SPD) in Düsseldorf erwartet. „Dann werden Zeichen zur Finanzierung kommen“, hofft Wirth.