Kollegen-Kabale und eine Kündigung

Beim Daimler-Zulieferer ETIB wurde ein Betriebsrat gewählt – keiner der sieben Vertreter gehört einer Gewerkschaft an. Der Initiator des Betriebsrates, Jens Fertsch, wurde unterdessen „freigestellt“ – er will gegen die Entlassung klagen

taz ■ Die ETIB-Unternehmensgruppe, die unter anderem für DaimlerChrysler Reparaturarbeiten macht, hat etwa 200 Mitarbeiter an vier Standorten, drei davon in Bremen und umzu. Seit kurzem hat die ETIB einen Betriebsrat – doch keiner der sieben Betriebsräte ist Mitglied der Gewerkschaft. Und das, obwohl von einer gewerkschaftlich besonders engagierten Gruppe um Jens Fertsch die Initiative zur Betriebsratsgründung ausgegangen war.

Anfang Juli ist Fertsch vom ETIB-Geschäftsführer „freigestellt“ worden, in der letzten Woche lag die fristlose Kündigung im Briefkasten des IG Metallers. Geschäftsschädigendes Verhalten wirft ihm die ETIB-Geschäftsführung vor. Er soll für einen anonymen Artikel in der DaimlerChrysler-Belegschaftszeitung „Kollegeninfo“ verantwortlich sein. Darin wird behauptet, Geschäftsführer Heiner Löhmann habe Stimmung gegen den Wahlvorstand und einzelne Kandidaten gemacht. Auch von Drohungen und Einschüchterung ist die Rede. Dieser Artikel habe dem Ansehen seiner Firma bei DaimlerChrysler, einem wichtigen Kunden, geschadet und damit sowohl Aufträge als auch Arbeitsplätze in Gefahr gebracht, begründet Löhmann die Kündigung.

Der Konflikt begann Anfang des Jahres. In der Belegschaft von ETIB habe es nach der Streichung des Weihnachtsgeldes im Jahr 2002 den Wunsch nach einem unternehmensweiten Betriebsrat der hiesigen Firmen gegeben, sagt Vivien Mast vom „Solidaritätskomitee Jens Fertsch“. Das habe Heiner Löhmann verhindern wollen. So habe er sich geweigert, die Beschäftigungslisten herauszugeben. „Die musste der Wahlvorstand vorm Arbeitsgericht erklagen“, schildert Vivien Mast weiter. Löhmann sieht sich hingegen im Recht und begründet seine Weigerung so: „Ich wurde von einem Großteil der Mitarbeiter gebeten, keine Daten an den Wahlvorstand herauszugeben.“

Der Geschäftsführer wies alle Vorwürfe, er sei gegen einen Betriebsrat, gegenüber der taz zurück: „Ich habe der Wahl eines Betriebsrates nie entgegengewirkt.“ Der wurde inzwischen auch gewählt. Dass keiner vom ursprünglichen Wahlvorstand in den Betriebsrat gewählt wurde, ist für Vivien Mast eine Folge der Drohungen der Geschäftsleitung. Für Thomas Hinz, der zum gewählten Betriebsrat gehört, beweist das Ergebnis das Misstrauen der Belegschaft gegenüber dem Wahlvorstand. Der fristlos entlassene Jens Fertsch will laut Auskunft des Solidaritätskomitees vor Gericht gegen die Kündigung vorgehen. ceh