Masse statt Klasse

Mercedes-Benz fährt sein Kultursponsoring zugunsten von Großevents zurück – erstes Opfer wurde der Grimme-Preis

Die Krise der Automobilindustrie hat jetzt auch das Qualitätsfernsehen erreicht: Mercedes, seit 2005 einer der Hauptsponsor des Adolf-Grimme-Preises, steigt beim wohl wichtigsten deutschen TV-Award aus. Die Entscheidung, das Engagement für 2009 nicht zu verlängern, traf das Marler Grimme Institut „aus heiterem Himmel“, wie es dort heißt. Institutsdirektor Uwe Kammann sagte der taz, die Mercedes-Entscheidung sei „bedauerlich und vor allem unglücklich platziert“. Sie stelle aber „nicht ein Viertel des Etats infrage“, dementierte der Grimme-Chef einen Bericht des aktuellen Spiegel. Derzeit tagen in Marl wieder die Jurys, die Preisverleihung des 45. Adolf-Grimme-Preises findet Anfang April statt.

Mercedes war seit 2005 Sponsor und hatte neben Fahrdiensten vor allem den mit 10.000 Euro dotierten Nachwuchsförderpreis und dessen Abwicklung finanziert sowie mit einer größeren Summe den Grimme-Preis unterstützt. Der Sponsorenvertrag war 2008 ausgelaufen, da Mercedes aber mit dem publizistischen Echo auf die Preisverleihung 2008 sehr zufrieden gewesen sei, habe man mit einer Fortsetzung gerechnet, heißt es in Marl. Man sei nun auf der Suche nach Ersatz, der komplette Ausgleich der nun wegfallenden Sachleistungen und Summen werde wegen der „knappen Zeit und der allgemeinen Finanzkrise aber schwierig“, sagt Ulrich Spies, der für den Preis zuständige Grimme-Referent. Man werde rund um die Preisverleihung Abstriche machen müssen, Institutschef Kammann gibt via Spiegel schon die Parole „Currywurst statt Braten“ aus.

Hintergrund der Mercedes-Entscheidung sind offenbar personelle Veränderungen in den zuständigen Abteilungen des Autokonzerns, der sich künftig auf autofreundlichere Massenevents konzentrieren will, etwa auf den Bambi, dem Mercedes wohl erhalten bleibt. STG