Missbrauch mit Plan

Fünfeinhalb Jahre muss ein Bremer Turntrainer für 20-fachen sexuellen Missbrauch von Kindern hinter Gitter

bremen taz ■ „Alle Eltern wähnten ihre Töchter gut aufgehoben“, doch der Angeklagte habe das Vertrauen von Erwachsenen und Mädchen für seine Zwecke zwei Jahre lang zunehmend planvoll genutzt, sagte gestern der Richter im Bremer Landgericht nach der Urteilsverkündung. Wegen sexuellen Missbrauchs wurde der Trainer des TSV Grolland zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, die Staatsanwaltschaft hatte ein Jahr mehr gefordert. Die Opfer waren zum Zeitpunkt der Tat zwischen zehn und 14 Jahren alt.

Die Taten, die von der Familie des Angeklagten angezeigt worden waren, hatten ihren Ausgang in der Turnhalle genommen, wo die Übergriffe – quasi öffentlich, aber als Trainingsmaßnahmen kaschiert – stattfanden. Später kam es in der Privatwohnung des Trainers zu „Extratrainings“, deren Ausmaß zum Schutz der Opfer nicht ausgeführt wurde. „Zum Einsatz von Gewalt oder Drohungen war es dabei nie gekommen“, so der Richter.

Versteinerte Gesichter während der Urteilsverkündung und Umarmungen draußen vor dem Gerichtssaal ließen Beobachter nur ahnen, was sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit an sechs Prozesstagen abgespielt hatte. Alle Mütter der missbrauchten Mädchen sowie einige Kinder selbst hatten ausgesagt, Video-Aufzeichnungen von den sexuellen Handlungen an und mit den manipulierten Mädchen in der Privatwohnung des Trainers waren gezeigt worden. Zwei der Mädchen zeigten heute Störungen, die mit den Vorfällen in Zusammenhang stehen könnten, so der Richter. In neun Fällen erkannte das Gericht auf schweren Missbrauch, allein in sieben Fällen legte es Einzelstrafen von zwei Jahren und mehr zu Grunde. Als strafmildernd galt das volle Geständnis des 33-jährigen Angeklagten, der als nicht vorbelastet gilt. Ein Urteil in einem anderen Verfahren wegen sexueller Übergriffe ist nicht rechtskräftig geworden. Der Angeklagte hat sich zudem bereit erklärt, für Schäden finanziell aufzukommen. ede