Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Zbigniew Rogalski: Mute; bis 24. 7., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie griedervonputtkamer, Sophienstraße 25

Mit seinen verknäulten Körpern, verschwommenen Landschaften und schwebenden Totenmasken pirscht sich Zbigniew Rogalski weit nach vorn in den Hitlisten 2004. Monopol hat den polnischen Maler vor zwei Monaten als großen Newcomer entdeckt, nun wird er bei griedervonputtkamer sehr effektvoll in einer Einzelausstellung gezeigt. Zehn Bilder, farblich reduziert und elegant im Finish, zeugen von Rogalskis Verspieltheit im Umgang mit Material, Geschichte und den alten Helden der Kunst. Dabei können nur wenige Maler so smart und zugleich schamlos zitieren wie Rogalski. Mal nimmt er die Schwarzweiß-Dramaturgie der Filme von Jean Cocteau auf; mal lässt er Figuren im totalen Design miteinander verschmelzen, als hätte das Computerprogramm im Bündnis mit handwerklicher Präzision gesiegt – was für ein teuflisches Konzept! Für „Jealousy“ nimmt sich Rogalski wiederum Yves Kleins Performance „Der Sprung ins Leere“ als Vorlage, bei der der französische Künstler sich von einer Mauer stürzte. Das Foto der Aktion ist zu einer oft abgebildeten Ikone geworden; doch hier dient sie als Hintergrund für ein raffiniertes Verweissystem. Während der originale Klein unscharf unter einer milchigen Farbschicht aus kobaltblauem Pastell bleibt, hat Rogalski so täuschend echt „jealousy“ auf die Oberfläche des Bildes gemalt, als hätte jemand mit einem Finger ein Grußwort auf einen beschlagenen Badezimmerspiegel geschrieben. Mit ähnlichen Tricks hat Ed Ruscha in den 70er-Jahren Pop-Art-Slogans auf seine kalifornisch „big in orange“ leuchtenden Landschaften gesetzt. Bei Rogalski ist die Referenz jedoch schwärmerisch und zugleich gebrochen: Die wortwörtliche „Eifersucht“ im Bild gilt zwar Kleins heroischem Fifties-Avantgardismus, sie kommt aber auch lässig als Kommentar daher – wie ein Graffiti an einer Toilettentür.