bvg auf großer fahrt
: Rosinen im Großstadtkuchen

Wenn wir uns Berlin als Sandkuchen vorstellen, in dem es viele Löcher und nur wenige fette Rosinen gibt, wird klar, was zu tun ist, bevor dieser Kuchen in immer kleinere Stückchen geschnitten werden soll: Dumm, wer sich nicht zuvor die Rosinen rauspickt. Das hat die unter Sparzwang stehende Transportbehörde BVG erkannt – und handelt entsprechend. Mit der Einführung von schnelleren Metrobuslinien will die BVG einerseits sparen und andererseits mehr Kunden zum Wiedereinstieg in den Bus bewegen. Beides hat gute Aussichten auf Erfolg, ein Schritt in die richtige Richtung, heißt es von Lobbyverbänden.

KOMMENTAR VON ADRIENNE WOLTERSDORF

Dass sich die BVG mit diesem Schritt von der lange für selbstverständlich erachteten Grundversorgung der Bevölkerung mit Mobilität zu verabschieden beginnt, dieses Argument lässt überzeugte Sparer und Wettbewerbsfetischisten aufjaulen. Tatsächlich aber wird das Transportsystem nun vom Rand her ausgedünnt, erst eine Buslinie, dann zwei, dann viele. Sie sind dort, wo nur noch wenige wohnen, unrentabel. Das ist Fakt.

Problematisch ist daher, dass das neue Metrobus-System Lücken dort in Kauf nimmt, wo ebendiese Grundversorgung abgebaut wird. An flexible, breitenwirksame Zubringerleistungen (zum Beispiel Minibusse, Sammeltaxen etc.) zu den schnellen Linien denkt die BVG nicht, muss sie auch nicht. Denn der Senat verlangt es von ihr nicht. Warum? Weil die BVG bis 2008 wettbewerbsfähig sein muss, dann, wenn die EU den Monopolbetrieben mal Dampf mit Konkurrenz machen will. Sich die lukrativen Innenstadtlinien auf diese Weise schon mal zu sichern, ist geschickt, hier wird die BVG in Zukunft so schnell kein anderer Anbieter verdrängen. Ihr größter Konkurrent bleibt aber das Auto – in das setzen sich dann auf jeden Fall die optimistisch geschätzten fünf Prozent, die dann nicht mehr mitfahren können.