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unterm strich

Ist das jetzt schon die erste Sommerlochdebatte? Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff hat sich jedenfalls am Dienstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Wort gemeldet und kurzerhand die Rechtschreibreform für gescheitert erklärt. Zum Entzücken der FAZ, die nach wie vor an den alten Regelungen festhält, will Wulff das Thema zur Chefsache machen: Die Ministerpräsidenten der Länder müssten sich mit der Reform befassen, nicht länger nur die Kultusminister, forderte er, denn die Reform habe der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Doch schon winken die ersten ab, und dann auch noch ausgerechnet die eigenen Parteifreunde: „Der Zug ist abgefahren“, sagte Dirk Metz, der Sprecher der hessischen Landesregierungssprecher in Wiesbaden: Ganze Schuljahrgänge seien bereits nach den neuen Regeln unterrichtet worden, die Umstellung der Lehrbücher sei weit fortgeschritten. Allerdings hege Ministerpräsident Roland Koch „ein Stück weit“ Verständnis für den Wunsch seines Parteifreunds. Ob Wulff das tröstet?

In der ostchinesischen Stadt Suzhou tagt unterdessen seit Montag der Welterbe-Ausschuss der Unesco. Über 41 Vorschläge für die Aufnahme in die Liste geschützter Kultur- und Naturstätten liegen ihm vor, darunter aus Deutschland die Bewerbungen von Bremen, Dresden und Bad Muskau: Dresden hebt seine Elbfront hervor, Bad Muskau in Sachsen seinen Fürst-Pückler-Park, und Bremen bewirbt sich gleich als ganze Stadt. Auf der Liste der Unesco stehen derzeit 754 geschützte Stätten in 129 Ländern, darunter 29 in China. Peking hat diesmal auch die traditionellen Häuser in der tibetischen Hauptstadt Lhasa vorgeschlagen. An der 28. Sitzung des Unesco-Ausschusses nehmen 500 Mitglieder teil; sie dauert bis zum 7. Juli – länger als je zuvor.

Noch nicht ins Weltkulturerbe aufgenommen wurde Graceland, die Ranch des verstorbenen Elvis Presley. Aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit: Fast 27 Jahre nach dem Tod des Rock-’n’-Roll-Königs will sich ein US-Radiosender ganz seinem Werk verschreiben. Das werbefreie Satellitenprogramm „Elvis Radio“ will ab Freitag rund um die Uhr ausschließlich Elvis-Songs abspielen, teilte das US-amerikanische Unternehmen Sirius Satellite Radio am Montag mit. Die Senderverantwortlichen versprachen, eine allzu monotone Programmgestaltung zu verhindern: So wollen sie auf B-Seiten und andere selten gespielte Aufnahmen, Filmsoundtracks und Livemitschnitte zurückgreifen. Die Elvis-Witwe Priscilla Presley freute sich über das Projekt: „Ich weiß, er wäre stolz, seine ganz eigene Station zu haben“, erklärte sie.

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