Gemeinsam für mehr Geld

Beim Kultursekretariat in Wuppertal, das alle theatertragenden Gemeinden in NRW vertritt, wird alles neu. In Gütersloh freut man sich über die neue Qualität der Zusammenarbeit

Die erheblichen Mittelreduzierungen in 2005 gefährden die Existenz des Kultursekretariats NRW

VON PETER ORTMANN

Den beiden Kultursekretariaten in NRW geht es schlecht. Scheinbare Profillosigkeit und fehlende Aufmerksamkeit der Menschen führten dazu, dass die Landesmittel in den vergangenen zwei Jahren um ein Drittel gesunken sind. Das NRW-Kultursekretariat in Wuppertal, das nach dem Austritt von Neuss und Leverkusen noch 21 theatertragende Städte vertritt, hat nun Leitung, Profil und Strategie verändert, um einem möglichen Aus entgegen zu wirken.

Die erste Aktion von Christian Esch (43), dem neuen Chef im alten Sessel von Dietmar N. Schmidt, kennt jeder aus der freien Wirtschaft. Ein neues Logo muss her, alte Zöpfe wie das Motto „Fördern, was es schwer hat“ wandern in den Papierkorb. Dazu neue Projekte, die möglichst mit dem Land abgestimmt werden, schließlich kommen von dort die Euros. „Das ist eine Akzentuierung, nicht alles wird neu“, sagt der Bochumer Kulturdezernent Hans-Georg Küppers, der gerade die Leitung der Dezernentenkonferenz in NRW übernommen hat und als Experte aus der Theaterstadt Bochum das NRW-KULTURsekretariat in Wuppertal – man beachte auch die neue Schreibweise – als „unser Sekretariat“ bezeichnet, das einmal Think-Tank werden soll.

Auch aus der Vergangenheit wurde gelernt: Die kleineren Städte sollen besser eingebunden werden – auch das ein Resultat des Ausstiegs der beiden rheinischen Gemeinden. „Die kulturellen Kompetenzen der einzelnen Städte, vom Theaterchef bis zum Bibliotheksleiter, sollen besser genutzt werden“, sagt Küppers. Trotzdem gefährde die erheblichen Etatreduzierung im nächsten Jahr die Existenz aller.

„Wir brauchen das Geld des Landes“, sagt der leidenschaftliche Klavierspieler Esch. Er will besonders auf Förderprogramme mit Musik fremder Kulturen Aufmerksamkeit erregen. Unter dem Motto „Das 3. Ohr“ soll „authentische Musik aus fernen Ländern“ in NRW zu hören sein. Mehr Ethno- als Weltmusik, so Esch. Neu ist auch, dass es in Zukunft Synergie-Effekte mit dem kleineren Kultursekretariat in Gütersloh geben soll. „Das ist zutreffend“, bestätigt Meinolf Jansing, der Leiter des Kultursekretariats nicht-theatertragenden Gemeinden in Ostwestfalen. Das sei eine neue Qualität der Zusammenarbeit. Gerade in der Jugend- und Kindertheater-Arbeit soll in Gütersloh die Feder geführt werden. Ein Werkvertrag zwischen den Kultursekretariaten regele die Zusammenarbeit.

Jansing hofft, dass es im nächsten Jahr nicht zu Verteilungskämpfen über den angekündigten Etat von einer Million Euro kommt. Über die Verteilung sei noch nicht entschieden worden. Beide Sekretariate hoffen noch auf eine Aufstockung. „Die Arbeit beider Sekretariate soll gestärkt werden“, sagt Oliver Keymis, der kulturpolitische Sprecher und Kulturhaushalt-Experte der Grünen im Landtag. Zwar sei die prozentuale Verteilung der Million Euro bewusst noch offen gelassen worden, doch auch im Kulturministerium werde eine Aufstockung im Nachtragshaushalt 2005 bevorzugt. In Wuppertal hofft man auch auf eine Übernahme ins Gemeindefinanzierungsgesetz, die schon die NRW-Landestheater vor dem Ruin gerettet hat. „Wir Städte sind auch bereit, unsere Unterstützung trotz schwieriger Haushaltslage zu leisten,“ sagt Hans-Georg Küppers.