Modell für neuen Keller

Das Haus, in dem das Kölner Theater der Keller spielt, soll abgerissen werden, für ein neues fehlen 3 Millionen Euro

KÖLN taz ■ Festes Ensemble, festes Repertoire, alte Klassiker und neue Autorenstücke – nach diesem Erfolgsrezept soll es weitergehen im Kölner Theater der Keller. Unklar ist nur, wo es denn weitergehen wird. Auf einer Pressekonferenz kurz vor der Sommerpause stellte Theaterleiter Meinhard Zanger nicht nur den Spielplan für die neue Saison vor, sondern äußerte sich auch zum akuten Raumproblem. Denn über dem Theater schwebt die Abrissbirne: Verschwinden soll es, das Haus in der Kleingedankstraße, in dem Zanger und Ensemble eigentlich im nächsten Jahr ihr 50. Jubiläum feiern wollten. Stattdessen liegt die Kündigung auf dem Tisch – zum 31. August.

Andererseits wurden bisher weder Abriss- noch Baugenehmigung beantragt, auch soll ein für den 20. Juli angesetztes Treffen mit dem Anwalt der Eigentümerin eine Galgenfrist ermöglichen. Doch über kurz oder lang steht wohl doch ein Umzug ins Haus – und der soll in viel größere und schönere Gefilde führen. Auf der Pressekonferenz stellten Zanger und Ulrich Wackerhagen, Vorsitzender der Trägervereine des Theaters und der ihm angegliederten Schauspielschule, einen bereits fertigen Architektenentwurf für eine neue Spielstätte vor, wo immer die sein könnte.

Das Projekt trägt den ehrgeizigen Namen „Modelltheater Keller 2005“ und sieht die Zusammenführung von Theater und Schule in einen viergeschossigen Kubus von 3.200 Quadratmeter Nutzfläche vor. Und dort soll alles vom Feinsten sein: Erdwärme und Solarzellen sollen Energie sparen, Lichtschächte den Gastrobereich mit natürlicher Helligkeit fluten und zwei Theatersäle für reichlich Platz sorgen. „Revolutionär“ nennt Meinhard Zanger den nach neuesten technischen, ökonomischen und ökologischen Standards konzipierten Bau, der wohl runde vier Millionen Euro kosten wird. Für drei Millionen müssen noch Sponsoren gefunden werden. An den jetzigen Eintrittspreisen wird sich aber trotz Neuheit und Feinheit wohl nichts ändern, denn laut Zanger soll der Keller auf keinen Fall zum „Schicki-Micki-Theater“ mutieren. Bleibt die Frage nach dem Ort für das schöne, neue Theatermodell. Die Keller-Crew denkt an ein Grundstück im Kölner Süden – und trifft sich Anfang Juli mit dem Stadtkämmerer.

HOLGER MÖHLMANN