Käpt‘n voll, Tanks bislang auch noch

Kapitän des im Hafen gekenterten Gift-Tankers hatte 2,1 Promille. Abpumpen der Säure und Bergung des Wracks beginnen frühestens heute

Der Kapitän des im Hamburger Hafen gekenterten Chemietankers „Ena 2“ hatte zum Unglückszeitpunkt 2,1 Promille Alkohol im Blut. Das ergab die Auswertung der Blutprobe des Schiffsführers, wie Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger gestern mitteilte. Gegen den Mann werde wegen Gefährdung des Schiffsverkehrs und Gewässerverunreinigung ermittelt. Polizisten hatten unmittelbar nach der Kollision des Tankers mit einem Containerfrachter die Alkoholfahne des Mannes gerochen und den Test veranlasst.

Die seit Montag kieloben im Petroleumhafen liegende „Ena 2“ soll später geborgen werden als bislang geplant. Gestern hatten Taucher das Wrack zunächst inspiziert, um festzustellen, an welchen Stellen der in der Nacht zu Mittwoch aus Bremerhaven eingetroffene Schwimmkran „Enak“ mit Stahltrossen das Schiff zusätzlich stabilisieren kann. „Wir wollen das Risiko so gering wie möglich halten, dass das Schiff auseinander bricht“, betonte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Peer Rechenbach.

Experten von Feuerwehr, Polizei, einem Bergungsunternehmen und der Norddeutschen Affinerie als Eigner des Tankers wollten gestern Abend den weiteren Zeitplan besprechen. Frühestens am heutigen Donnerstag könne mit dem Abpumpen der 500.000 Liter Schwefelsäure aus den vier Tanks des doppelwandigen Spezialschiffes begonnen werden. Wann die „Ena 2“ gehoben werde, könne noch nicht gesagt werden. „Wir haben keinen Zeitdruck, Menschen und Umwelt sind nicht in Gefahr“, meinte Rechenbach. Bislang sind nur geringe Mengen Schwefelsäure ins Wasser gelangt, ständige Messungen hätten gestern keine chemischen Reaktionen ergeben.

Für die Arbeiten sind im Umkreis von 1.000 Metern um die Unglücksstelle zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen vorgesehen. Einige Hafenbetriebe müssten teilweise evakuiert werden. Die Bewohner der nahe gelegenen Stadtteile St. Pauli und Altona sind laut Feuerwehr nicht betroffen.

Die mit 960 Tonnen Schwefelsäure der Norddeutschen Affinerie beladene „Ena 2“ war am Montagabend mit einem Containerschiff zusammengestoßen und gekentert. Elf Menschen hatten leichte Verletzungen erlitten. Im Hafenbereich starben nach Angaben von Greenpeace rund 1.000 Fische. lno/taz