Polizei in Aufruhr

Turbulente Personalversammlung wegen Kürzungen und Stellenstreichungen durch Senat und Polizeiführung

Im Wahlkampf 2001 war Innere Sicherheit das Thema, um Rot-Grün zu besiegen. Inzwischen spart auch der CDU-Senat bei der Hamburger Polizei: 151 Stellen sollen entfallen, die BeamtInnen sollen ebenso wie bei der Feuerwehr länger arbeiten und sich ab sofort mit 1,4 Prozent an der Freien Heilfürsorge selbst beteiligen. „Da ist die Gehaltserhöhung eines ganzen Jahres weg“, schimpfte gestern ein Kriminalist auf der turbulenten Personalversammlung der Polizei im Hörsaal der Fachhochschule für Polizei in Alsterdorf.

In der Diskussion der knapp 1.000 PolizistInnen, zu der die Medien nicht zugelassen waren, ging es aber weniger um einzelne Jobs als um die Tendenz. Denn die so genannte „Freie Heilfürsorge“ war in der Vergangenheit stets ein psychologisches Bonbon für einen gefahrvollen Job. „Ich kann an einem Einsatzort nicht mit Panzerweste erscheinen“, sagt Sabine Meier (Name geändert) vom Dezernat für Sexualdelikte. „Ich muss ja irgendwie auch ansprechbar wirken.“ Dabei hat sie schon schlechte Erfahrungen gemacht: „Ich hatte mal in einer Hochhauswohnung einen Typ im Nacken, der seine Freundin misshandelt hatte.“ Es sei schon brenzlig gewesen, weil sie in dieser Situation nicht an ihre Dienstwaffe herankam.

Die Polizeiführung möchte offenbar ihr vom Senat verordnetes Sparkonzept konsequent durchsetzen. Joachim Lenders, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft und ehemaliger CDU-Abgeordneter, hat deshalb mit seinem Parteiaustritt gedroht. Kai von Appen